Francis - Ghana

06.09.2014 -

Nachdem es mir endlich gelungen ist einen Blog zu erstellen, kann die Reise nach Ghana losgehen...

Ich werde im Lay Training Center / Tamale arbeiten und leben. Tamale befindet sich im Norden Ghanas, nicht weit entfernt vom Mole-Nationalpark. Zuvor absolviere ich zusammen mit den anderen Freiwilligen einen 2 wöchigen Sprachkurs, um etwas Twi zu lernen.

Noch werde ich ein paar Stunden in Deutschland verbringen. Aber dann geht's mit Egypt Airlines Richtung Kairo - Zwischenstopp - und schließlich Richtung Accra (Hauptstadt Ghanas).

Ich hoffe auf eine stabile Internetverbindung, ansonsten könnte sich die Fortführung des Blogs als etwas schwieriger herausstellen, als ursprünglich gedacht.

- Enee akyire yi ("Bis später" auf Twi, einer der Stammessprachen in Ghana)

[Enie atschirey]

Über den ersten Tag in Ghana, den 07.09.2014:

Tschuldigt für den verspäteten Eintrag – hatte kein Internet

Gestern haben mich Christin, Andre, Mara und Katrin zum Flughafen nach Frankfurt begleitet. Von meinen Eltern und meiner Schwester hab ich mich bereits davor verabschiedet.

Mir war ehrlich gesagt etwas mulmig zumute. So wirklich freuen konnte ich mich auf Ghana noch nicht, der Abschiedsschmerz war dann doch zu groß. Aber ich denke das ist okay so.

Am Flughafen ging alles ziemlich schnell und nachdem ich meine mega genialen Abschiedsgeschenke von Mara/Andre, Christin und Katrin erhalten hatte, ging es auch schon richtig los.

Von Mara und Andre hab ich ein geniales Fotoalbum bekommen, in dem alle möglichen Bilder von der 5.-12. Klasse eingeklebt und mit herrlichen Kommentaren bestückt sind :D

Von Christin einen coolen Brief, danke :)

Von Katrin ein wunderschönes Büchlein, das mich einige Zeit in Ghana begleiten wird, da ich jeden Tag einen neuen Spruch oder Kommentar lesen oder ein neues Bild betrachten kann.

Danke, an alle die sich daran beteiligt haben, es is einfach super geworden! Auch meine Mitfreiwilligen waren sehr amüsiert über den Spruch: „Mut ist: Wer Durchfall hat und trotzdem furzt“

Also triffts sehr gut, Katrin :D

Beim Handgepäck-Check wurde ich von einem der Flughafenmitarbeiter plötzlich angesprochen: „Sie erinnern mich an jemanden...an jemand sehr netten!“ :) Hab mich über seine Aussage total gefreut, sie hat mir irgendwie den Moment des Abschieds versüßt.

Der Flug mit Egyptair von Frankfurt nach Kairo war gut. Wir haben Abendbrot serviert bekommen, das man essen konnte und das auch im Nachhinein nicht schwer im Magen lag.

In Kairo hab ich dann aber besonders gemerkt, wie müde ich eig bin. Nachdem mein schönes Smartphone wieder aufgeladen war, haben wir uns den Schuh des Manitu angeschaut und sind hin und wieder mal eingedöst. Der Flug von Kairo nach Accra war wirklich sehr ermüdend. Übrigens stand ich auf dem Weg zum Flugzeug in einem kleinen Minibus direkt neben einem Herrn, der das selbe Deo benutzt wie der Andre. Fand ich irgendwie lustig, also die Leute dort legen auch wert auf Körperhygiene, Herr Zapf :D

Dann sind wir in Accra angekommen, keine Ahnung wann, nach nem 6 Stunden-Flug, irgendwann morgens. - Zeitverschiebung zwischen Münchberg und Accra liegt übrigens bei 2 Stunden. Ist es bei euch also 8 Uhr abend, ist es bei mir 6 Uhr abends. -

Schlaftrunken haben wir unsre Sachen zusammengepackt, sind aus dem Flugzeug getaumelt und haben das erste Mal die feucht, warme Luft Accras geschnuppert.

Ich hatte das Gefühl meine Jeans würde die gesamte Wärme aufsaugen und immer schwerer werden. Hat sich irgendwie eigenartig angefühlt. Aber es weht ständig ein seichtes Windlein, deswegen ist die Wärme ganz gut auszuhalten.

Drinnen im Flughafen wurden wir zuerst auf Fieber untersucht. Dazu muss man sich vor einen Temperaturscanner stellen. Dann musste man den Impfpass mit der Gelbfieberimpfung vorzeigen. Meiner war aber leider im Koffer, der sich zu dem Zeitpunkt bestimmt noch im Bauch des Flugzeugs befand.

So langsam entwickelte sich die 1. kleine Katastrophe:

Die Frau, die die Papiere gecheckt hat, war nicht besonders verständnisvoll und meinte, dass ich ohne den Impfpass nicht weiterreisen könnte. Ich hatte den Pass deswegen nicht dabei, weil das Beantragen meines Visums eine Gelbfieberimpfung vorausgesetzt hatte. Deswegen dachte ich es wäre nicht notwendig, sie nochmals vorzuzeigen...falsch gedacht.

Ich hab weng rumgebettelt. Dann hat die Dame angefangen mich über meinen Aufenthalt in Ghana auszuquetschen. Das End vom Lied war, dass sie mir die Freundschaft anbot, falls ich ihr ein paar Euros zahle, dann war es mir natürlich auch erlaubt weiterzureisen.

Ich wollte ihr kein Geld geben...das ist illegal...dafür könnte ich ins Gefängnis wandern und das hatten wir in den Vorbereitungsseminaren von EMS (meiner Organisation) auch schon durchgesprochen: Es hieß immer: Nichts geben.

Schließlich hatten wir die Idee, dass ein paar von uns Freiwilligen, die den Impfpass dabei hatten, bereits vorgehn um meinen Koffer zu holen und meinen Impfpass dann wieder zurückbringen.

Hat dann zum Glück auch funktioniert und ich durfte weiter.

2.Katastrophe:

„Scheiße...wo ist mein Handy?“

Hm, ich habs dann wohl im Flugzeug liegen gelassen...

Und deswegen bin ich dann Richtung Flugplatz gerannt, musste mehrmals mein Anliegen vortragen und wurde schließlich mit einem Bus zum Flugzeug von Egyptair gefahren. Es ist interessant zu sehen, dass dir ghanaische Männer sehr zuvorkommend begegnen, die ghanaischen Frauen in der Regel jedoch nicht. Sie wahren mehr Distanz und sind mir etwas skeptischer gegenübergetreten.

Der Mann, der mich zum Flugzeug gefahren hat war sehr nett und wie man sich einen Ghanaer vorstellt: laut, aufgedreht, lustig, gutherzig.

Für Notfälle hat er mir seine Nummer hinterlassen, aber das Angebot werde ich in Tamale wohl eher ausschlagen müssen. Accra ist dann doch zu weit entfernt.

Am Flugzeug angekommen, hat mir dann das Personal geholfen das Handy zu suchen...erfolglos...es wurde ein paar Minuten vorher geputzt und naja, das Smartphone war dann halt nicht mehr da ...Und es ist trotzdem meine Schuld.

Zuerst war ich etwas panisch, weil ich keine Nummern im Kopf hatte außer die von Katrin's Festnetz und dem meiner Eltern. Hab dann an beide Nummern SOS-SMSn geschickt :D ...Oh man, is echt ärgerlich, dass mir sowas gleich am Anfang passieren muss. Ich wollt mir's von dieser Aktion jetzt aber nicht vermiesen lassen. Also weiter positiv denken...Hakuna Matata.

Nach all den Spektakeln wurden wir von einer Ghanaerin in Empfang genommen.

Wir sind in einen Minibus (sehr guter Zustand) gestiegen und anschließend eine gefühlte viertel Stunde durch Accra Richtung Abokobi gedüst.

Sobald wir an einer Ampel zum stehen kamen, umgab uns eine Traube von Menschen, die leckere Snacks wie Papayascheiben, Kokosnussspalten, einen Berg von losen Erdnüssen oder süßes Gebäck auf ihrem Kopf balancierten.

Sie klopften an die Fensterscheiben der stehenden Autos, waren aber nicht aufdringlich. Wenn kein Interesse an den angebotenen Waren bestand, gingen sie sofort zum nächsten potenziellen Kunden.

War dahergehend angenehm zu beobachten, da man sich nicht bedrängt gefühlt hat.

In Abokobi befinden wir uns nun in einem eingezäunten Areal der Presbetarian Church, die mit EMS zusammenarbeitet. Hier stehen mehrere Gebäude unter anderem eine Kirche und ein Speisesaal mit angrenzender Küche.

Wir 6 Freiwilligen (übrigens bestehend aus Caro, Marie, Annika, Christian, Frieder und mir (außer Marie, die aus Berlin kommt, alle aus dem Schwabenländle)) haben für eine Nacht ein kleines Appartement bezogen. 3 Schlafräume à 2 Betten, 2 Bäder mit 2 Duschen und 2 Toiletten, Wohnbereich, Garten, Küche, Terrasse, Innenhof. Also mir kommt es sehr luxuriös vor.

Heute sollten wir uns hauptsächlich ein wenig ausruhen und uns von dem Flug erholen und das war auch bitter nötig. Ich bin wahnsinnig schläfrig. Mein Körper gewöhnt sich gerade an das Klima und ist dementsprechend etwas schwach. Aber ich hab es mir noch schlimmer vorgestellt, muss ich sagen. Malaria Prophylaxe hab ich nicht vergessen, Mama ;P Davon muss ich nämlich täglich erstmal eine nehmen. Meine Prophylaxe heißt Doxy(cyclin) und wird leider paar Nebenwirkungen haben wie zum Beispiel Lichtempfindlichkeit....usw. :D Wenns mir dann zu bunt wird, muss ich sie absetzen. Nach dem Flug wurde erstmal geduscht. Versucht mal zu duschen und dabei kein Wasser in euren Mund laufen zu lassen. Ich fands garnicht so einfach. Man sollte jetzt nicht übertreiben und das Leitungswasser hier ist ungesund wegen seines hohen Chlorgehalts, nicht wegen der Bakterien, aber ich bin trotzdem nicht so scharf drauf zu viel vom Leitungswasser zu schlucken. Zum Zähneputzen nehmen wir abgekochtes Wasser. Und nichts mit Plumsklo, wir verfügen sogar über eine top-moderne Toilette ;)

Nach m Duschen hab ich meine erste Ganzkörper-Autan (Mückenabwehrspray)- Erfahrung gemacht. Also ins Gesicht sprüh ichs mir kein zweites Mal.

Heute haben wir viel gepennt, „Vielleicht lieber morgen“ geschaut und Karten gespielt. War aber ganz gut so.

Morgen wird’s wahrscheinlich etwas aktiver.

Wetter: kein Regen! o.O aber schwül

Essen: Es gab gutes Frühstück aber keine normale Milch sondern Sojamilch (für mich ja eig ganz gut mit meiner leichten Laktoseintoleranz), zu Mittag Reis mit einer scharfen Soße (europäisch-scharf, nicht afrikanisch-scharf zubereitet), zu Abend „Spaghetti“ (eher Chinesische Nudeln) mit scharfer Tomaten-Möhren-Zwiebel-Soße und geräucherten Fisch. Als Nachtisch: Eis. Sollten wir eig nicht essen, weil man nicht nachweisen kann wie es mit der Kühlungskette aussieht...haben wir aber trotzdem gemacht und es hat sich gelohnt. War sehr lecker. In unsrer ersten Unterkunft is eig alles tip-top. Hier muss man sich wenig Sorgen machen. Wo anders würd ich nicht unbedingt Eis essen...

Also passt alles :)

Gute Nacht und

Enee akyire yi

Von links, erste Reihe: Frieder, Marie, Annika. V.l., zweite R.: Ich, Christian, Caro

Über den 2. Tag, den 08.09.2014

Guten Abend allerseits.

Ich berichte noch kurz von dem heutigen Tag:

Heute morgen haben wir Porridge (also Hafer/Milch/Wasser – Brei ) probiert. Er war sehr...wässrig, aber mit Zucker schon essbar, es gab auch noch Toast und frische Ananas. 1Ner von uns ist leider etwas krank geworden und hat auf das Frühstück verzichtet. Mir geht’s aber super :)

Dann mussten wir unsere Sachen packen, weil wir in Accra im Centrum der Presbetarian Church of Ghana einigen Vorsitzenden vorgestellt wurden. Zu Beginn des Meetings wurde zusammen gebetet. Dann haben sich alle vorgestellt, war sehr nett und hab mich wirklich wohl in der Runde gefühlt. Wir wurden sehr herzlich und ehrlich tausendfach willkommen geheißen. Übrigens bete ich hier viel öfter als ich es zuhause tue. Auf sehr vielen Autos und Schildern sind Sprüche wie „God bless you“, „Thank U Jesus“ oder Ähnliches zu lesen, auffällig viele Menschen tragen Kreuze um ihren Hals und wir werden ständig dazu angehalten vor dem Essen, einer langen Autofahrt oder eben einem Meeting zu beten. Ich finds ziemlich genial...

Als wir eine Summe von Euro in Cedi umgetauscht hatten ( 4,9 Cedi = ca. 1 Euro), sind wir erstmal „shoppen“ gegangen. Ich hab für meine 50€, also 240 Cedi bekommen. Im Vodaphone-Shop haben wir uns ghanaische Sim-Karten für 2 Cedi geholt, ich hab mir ein Tastenhandy von Samsung für 75 Cedi gekauft und einen Internet-Stick für 45 Cedi. Man bekommt hier alles ziemlich billig, das ist echt wahnsinn. Ich bin jetzt auch nicht mehr über meine alte Nummer erreichbar und auf Whatsapp für ein Jahr lang garnicht mehr, nur noch über SMS und über einen Anruf, Facebook oder Emails. Wer die Handynummer haben will, kann ja mal meine Eltern, die Katrin oder die Mara fragen, die haben sie.

Anschließend haben wir uns auf die Reise von Accra nach Abetifi gemacht. Dort werden wir 2 Wochen residieren, an einem Twi-Kurs teilnehmen und in die ghanaische Kultur eingeführt werden.

Die Fahrt hat 4 Stunden gedauert. Die Straße war mal geteert und manchmal kaum passierbar.

Zum Schluss ging es serpentinenartig nach oben, bis wir letztendlich in Abetifi angelangt sind.

Haben gerade unsre Zimmer bezogen. Es ist schon wieder stock-finster draußen. Um 6 Uhr abends fängt es hier bereits zu dämmern an und um 06:15 ist alles schwarz.

Hatten gerade unseren ersten Stromausfall und mussten Gebrauch von der Taschenlampe machen, die Klospülung funktioniert leider nicht mehr, aber dafür werden wir gut umsorgt. Haben Kekse (von der Marke: Marie) und Tee aufs Zimmer bekommen. Gerade hab ich eine Mücke gesichtet und noch schnell das Moskitonetz aufgebaut. Bin wieder geschafft. Wir übernachten je zu 2. in einem Zimmer, die übrigens sehr sauber sind. Flecken oder Haare auf den Bettlaken hab ich noch nicht gefunden (im Gegensatz zu Lloret de Mar) und die Bäder sind blitzeblank.

Wünsch euch eine gute Nacht.

DIE ERSTEN EIGENEN SCHRITTE GEMACHT

- 09.09.14 -

Heute Vormittag haben wir unser eingezäuntes Areal in Abetifi verlassen und uns "allein" in die "City" gewagt. Die Straße war gesäumt von Ständen, an denen man Lebensmittel wie Fisch, Nüsse, Kochbananen, Chillischoten, Yamwurzeln und Ananas kaufen konnte. Es gab auch Hairsalons, Schreinereien und Schneidereien. Wir sind wie zu erwarten war, aufgefallen. Die Abetifianer sind uns entweder sehr positiv begegnet oder haben uns ignoriert (Das was auf deutschen Straßen eig normal ist) Anschließend haben wir uns kleine Minibananen gekauft. Hatten einen leicht säuerlich/süßen Geschmack und schmecken intensiver als die eingedeutschten Bananen. Im Laufe des Vormittags ist die Temperatur dann um einiges gestiegen, deshalb haben wir uns für wenige Pesewas (100 P. = 1 Cedi) eine Erfrischung besorgt. Wasser wird hier unter anderem in kleine Tüten abgepackt (je 1/2 Liter). Nach dem Aufbeißen der Plastikverpackung muss dann nur noch eine Technik gefunden werden zu trinken. Einen dieser Versuche könnt ihr oben betrachten.

Nach kurzer Zeit in der "City" hatten uns auch schon kleine Horden von Kindern gesichtet, die aufgeregt "Obroni" = "Weise" schrien, lachten und herumhüpften. Es war ein lustiges und süßes Verhalten, andererseits hat es noch mehr Aufmerksamkeit auf uns gelenkt. Man wurde dauernd gefragt: "How are you?" und oft aufgefordert zurück zu winken (Kam mir manchmal vor wie die Queen) Teilweise waren die Erwachsenen, ihrer Blicke nach zu urteilen, nicht erfreut über die Extase ihrer Kinder. Aber gesagt wurde nichts.

Am Nachmittag hatten wir unsre erste Stunde Twi.

Hier in Ghana bekommt ein Neugeborenes vorerst einen Namen, der sich aus dem Geschlecht und dem Geburtstag des Kindes ergibt. Ist man beispielsweise männlich und wurde an einem Mittwoch geboren, so lautet der erste Name: Kwaku [Kwäku]. Nach ein paar Tagen sucht sich die Familie anschließend den Rufnamen des Kindes aus. Lautet dieser zum Beispiel John, so wird sich das Kind in Zukunft als Kwaku John vorstellen. Diese Namensgebung hat hier einen hohen Stellenwert. Ein gängiger Anmachspruch ist zum Beispiel nach dem ersten Namen zu Fragen. Ist man zufällig am gleichen Wochentag geboren wie die/der Umgarnte, stehen die Chancen nämlich nicht schlecht^^

Ich heiße demnach in Ghana: Adwoa Franzie [Adjowa], am Montag Geborene.

"Jefre me Adwoa Franzie" oder "Medin de Adwoa Franzie" bedeutet also "Ich heiße Montags-Franzi" ;)

Wir haben noch andere Floskeln gelernt, die wir uns heute Abend noch einprägen müssen.

Uns unterrichtet ein genialer Lehrer Namens: "Teacher Yao" Er bringt uns alles sehr spielerisch bei, wir lachen viel! Er hat Frieder erstmal darauf hingewiesen, dass er einen Mädchenname trägt und sich köstlich drüber amüsiert. :D

Nach dem Twi Kurs wurden wir von Eno, einem kleinen 10-jährigen Jungen, zum Fußball spielen eingeladen. Ich dachte, dass wir auf dem Fußballplatz hinter unserem Haus mit ein paar kleinen Kindern herumbolzen würden. Aber schließlich hat uns Eno zu einer Truppe von 15 jungen Männern geführt und sich in die Erde gepflanzt. Wir waren erstmal perplex. Nur wir Mädchen waren mitgekommen, weil die Jungs pennen wollten und fühlten uns ein bisschen ausgeliefert. Nach längerem interessierten Beäugen, haben die 15- bis 23-Jährigen uns dann nach unserem Alter gefragt. Als wir 18 gesagt haben, konnten sie es erst garnicht glauben...dann war das Interesse noch größer. Wir hatten scheinbar jünger gewirkt. Ich hatte eigentlich vor mit Eno, der endlich einen Ball beschafft hatte, und seinen jungen Freunden etwas rumzublödeln. Marie, Annika und Caro sind währenddessen im Match der größeren Jungs eingestiegen. Nach kurzer Zeit meinte dann einer der älteren Jungen zu mir, dass "die anderen Deutschen" gehen wollen. Also hab ich mich von Eno verabschiedet und bin zu den anderen gegangen, ABER es war ein Hinterhalt. Es hat sich rausgestellt, dass ich ausgetrickst worden war und schon war ich einem der beiden Teams zugeteilt.

Wir haben nur eine viertel - halbe Stunde gespielt (1:1) und ich hab mit Hilfe von Marie, die in der gegnerischen Mannschaft gespielt hat, ein Tor geschossen :D

Es war echt witzig. Aber als wir gesagt haben, dass wir jetzt gehen müssen, ergoss sich vor allem Caro ein Schwall aus Liebeserklärungen. Auch ich war ganz gut bedient und wurde Opfer des absolut wirksamen, oben beschriebenen Anmachspruchs^^ Das hat mich ein bisschen genervt, weil es dem Klischée entsprach...aber naja. Gerade singt eine Truppe von 6 Männern ausgelassen in verschiedenen Stimmlagen ein Nachtlied. Das ist sooo wunderschön anzuhören! Die Atmosphäre zwischen uns Freiwilligen wird immer entspannter und angenehmer, ist voll schön. Übrigens werd ich nicht immer so viel schreiben wie in den letzten Tagen. Im Moment erlebt man noch so viel neues, das will ich mit euch unbedingt teilen.

Jetzt geht's ins Bettchen.

Gute Nacht! :)

PS.: Das Schlaflied der Männergruppe hat sich etwas gewandelt, mittlerweile werden nur noch sich wiederholende Laute wie "blablablablabla" ausgestoßen...scheint mir als wenn sie versuchen sich gegenseitig den Teufel auszutreiben. Sie stehen draußen auf dem Fußballfeld hinter unserm Haus in einem Kreis und gehen immer wieder vor und zurück. Is irgendwie krass, eben eine andere Kultur. :)

Ein klein wenig Alltag - 13.09.14

Die letzten Tage ist nicht so viel passiert wie in den ersten. Aber wir haben uns langsam ein bisschen in Ghana eingelebt.

Fazit:

Bisher hab ich noch keine Spinne oder Schlange gesichtet
wenn es hier regnet, dann ist das sooooo unglaublich laut! Die Häuser hier haben Blechdächer, die Tropfen knallen mit aller Gewalt vom Himmel und machen einen riesigen Lärm. Da hab ichs schon mal mit der Angst zu tun bekommen, aber bisher sitzen wir im Trockenen.
Das Essen ist zwar sehr kolenhydrathaltig aber auch sehr lecker und abwechslungsreich.
Genascht werden hier entweder Kekse (bevorzugt der Marke "Marie") oder Obst, Schokolade und Gummibärchen hab ich noch nicht zu Gesicht bekommen.
Ich hab auch schon Zuckerrohr probieren können, schmeckt bisschen wie süßer Kaugummi...brauch ich jetzt aber ned täglich -- die Orangen find ich hier nicht so gut wie die daheme -- Kochbananen schmecken in Ghana anders als die in meinem versuchten aber misslungenen Fufu, das ich zu meiner Abschiedsfeier vorbereitet hatte...vll würden die hier sogar den Sopsi begeistern...wer weiß;)
Das Waschen unserer Klamotten war nicht so einfach wie gedacht: Wir haben mit Hartseife geschrubbt und die Sachen gefühlte tausend Mal ausgewaschen, dann auf unseren Balkon (Marie und ich teilen uns ein Zimmer mit Bad und Balkon) gehängt. Leider ist mehr als die Hälfte nach 2 Tagen immer noch nicht trocken und auch nicht wirklich sauber. Da muss ich mir noch was besseres einfallen lassen
Wir waren neulich joggen und wurden zwar etwas belächelt aber nicht schief angeschaut. Auch viele Ghanaer joggen, allerdings nicht unter der Woche sondern bevorzugt am Wochenende.
Wir haben uns mit 3 Ghanaerinnen unseren Alters angefreundet. Ya, Ya und Ya...oder so. Sich die Namen zu merken ist hier gar nicht so einfach... Sie helfen uns beim Twi lernen. Ich hoffe die Freundschaft vertieft sich noch ein wenig.
"Echte" Ghanaische Frauen sollten ein Fruchtbarkeitskettchen tragen. Bevorzugt um die Hüfte. Teacher Yao hat uns einige Exemplare besorgt und wir konnten uns welche davon aussuchen. Diese Kettchen sehen nicht anders aus als Perlenketten..vll poste ich dann noch ein Bild. Teacher Yao war es auch, der meinte, dass man die Bänder auch ruhig um das Handgelenk oder um den Fuß tragen könnte...Und weil das erstmal einfach war, hab ich mir die Kette um den Fußknöchel gebunden. Nachdem ich mit dem hübschen Accessoire den gesamten Tag über unsern Compound stolziert war, wurde mir dann am Abend berichtet, dass es ein Mädchen zur Prostituierten macht das Kettchen am Fuß zu tragen. Auch am Handgelenk macht es keinen besonders guten Eindruck... jetzt trag ichs um die Hüfte...vielen Dank, Herr Teacher Yao! ;P

Morgen, am Sonntag, werden wir die Kirche besuchen. Ich bin schon mal gespannt wie lange. Wir werden nämlich den englisch- und den twisprachigen Gottesdienst besuchen. Das dürfte sich in die Länge ziehn, aber das ist nicht schlimm

Liebste Grüße :)

Madamfonom, Me ma mo adwo.

(wörtl. Ü.: Meine Freunde, ich gebe euch Kühle (einen kühlen Abend)

= Guten Abend)

Am Dienstag ist sehr viel passiert. Wir haben schon um 7 Uhr gefrühstückt und sind anschließend zusammen mit Ryan (33-Jähriger US-Amerikaner, verheiratet, 2 Kinder, aus Santa Barbara. Er studiert African History und ist für mehrere Monate nach Ghana gekommen um der Geschichte der Kakaobohne auf den Grund zu gehen), Teacher Jaw, dessen Frau und seinem kleinen Kind Adwoa nach Kumasi gefahren. Ich würde sagen, dass Kumasi für Ghana ist wie München für Bayern und Accra (eig Hauptstadt Ghanas) für Ghana wie Berlin für Bayern ist. Teacher Jaw meint immer, dass man in Kumasi die Tradition Ghanas fände. Accra beherberge die ghanaische Bürokratie. Übrigens spricht Teacher Jaw Englisch, kein Deutsch. Er erinnert mich von seinem Wesen her sehr an Albus Dumbledore...er hat immer einen weisen Spruch auf den Lippen, ist sehr gutmütig und überall für seine Hilfsbereitschaft bekannt. Ich hab ihn wirklich sehr gern, weil er immer so stolz ist wenn wir was gelernt haben und dann für uns applaudiert. Er meinte gleich in der ersten Stunde, dass man ohne Spaß nicht lernen kann. Da sollte sich ein gewisser Mathelehrer mal ne Scheibe abschneiden..hehe :D

Nach einer 3-4-stündigen Autofahrt haben wir 2 Museen besucht, die uns über die Geschichte der Ashanti (Volk in Ghana) informiert haben. Anschließend bin ich das erste Mal traditionell ghanaisch Essen gegangen: Ich hab Banku probiert. Banku sieht aus wie weißer, feuchter, zu einem handgroßen Klumpen geformter, glatter Kloßteig. Es schmeckt nach Semmelknödeln und hinterlässt einen zimtigen Nachgeschmack. Banku haben wir mit den Fingern der rechten Hand in einen Pot mit roter, scharfer Soße getaucht. Ich finde, dass der Teig nicht besonders sättigend ist, weil man eher das Gefühl hat etwas zu trinken, als etwas zu essen. Dann haben wir den kumasischen Markt besucht. Dazu haben wir uns in den Kern der Stadt begeben. Der Verkehr dorthin ging nur schleppend voran und wir haben lang gebraucht, dafür aber auch einige Zeit zum Beobachten gehabt. Es wirkte alles mega chaotisch. Überall wurde gehupt, Straßenverkäufer haben sich mit ihren Waren durch die Autokolonne geschlängelt und versucht Geschäfte zu machen und an jeder Straßenecke wurde unglaublich laute Musik aus großen Stereoboxen gespielt. Leider hat es ziemlich geregnet und war dementsprechend schwül. Ich war schon pitsche nass als wir aus dem Bus ausgestiegen sind. Und da war ich noch im Trockenen gesessen. Wir haben für Teacher Jaws Familie einen Vorrat an Yam-Wurzeln gekauft und Flipflops, die seine Frau in Kumasi in großen Mengen billig einkauft und in Abetifi dann teurer verkauft. Selbst in Kumasi sind wir aufgefallen. Überall haben die Marktschreier „Obroni, Obroni“ gerufen, nach unsren Namen und unserem Heimatland gefragt. Es is schon bisschen anstrengend und irgendwann beginnt man auf Obroni nicht mehr zu reagieren und einfach weiterzulaufen. Aber die Menschen hier meinen es nicht böse, wenn sie uns auf diese Art und Weise ansprechen. Sie wollen uns eher willkommen heißen, zumindest die meisten. Wir haben ein schönes Farbspiel aus feuerroten Peperoni, gelben Bananen, braunen Yamwurzeln, grünen Äpfeln und saftigen, orangenen Karotten gesehen. Der Geruch war allerdings sehr sehr fischig und nicht so mein Fall. Ich hab an dem Tag Kokusnuss probiert, bereits in Scheiben geschnittene Papyas in Tüten, Ananas und getrocknete Plantaignchips gegessen. Die Chips waren eig richtig gut. Sie sind zwar nicht so salzig wie die Chips, die man in Deutschland kennt, aber lecker. Ach ja, und wir haben uns während wir im Stau von Kumasi nach Abetifi standen Schokolade von Straßenverkäufern gekauft, eine Tafel hat 5 Cedi gekostet. Is also verhältnismäßig teuer, genauso wie Klopapier. Wir haben für eine Packung mit 10 Rollen 12 Cedi bezahlt. Nochmal zur Schokolade, die schmeckt hier so wie Schokolade aus dem Fairtradehandel. Ich habs gemocht. Wir wollten auch noch frittierte Teigbälle probieren (auch vom Straßenhändler) und waren überglücklich als wir sie dann in der Hand hielten. Sie kamen uns zwar etwas klein vor im Vergleich zu denen, die wir zuvor mal gesehen hatten, aber wurscht, wir ham die Eier dann trotzdem gekauft. Eier..nicht Teigbällchen :D Es war ein bisschen blöd wegen der Vorfreude auf das Gebäck und wegen der Fäulnis der Eier^^ aber nja.

Die Rückfahrt war sehr sehr lang, wir standen nochmals einige Zeit im Stau. Marie und ich mussten soo unglaublich dringend aufs Klo, konnten bei stockfinsterer Nacht aber schlecht in die ghanaische Buschlandschaft abtauchen. Ohne Witz, ich musste noch NIE so dringend aufs Klo wie in dem Moment, als wir in Abetifi ankamen und Richtung Wohnung gesprintet sind.

Marie hats noch geschafft.
Ich auch :P

Heute haben wir dann die Teigbällchen essen können und sie waren soooo wahnsinnig lecker! OMG! Sie sehen ein bisschen aus wie Berliner oder Krapfen oder wie man sie jetzt auch immer nennen mag, eben die mit der Marmelade drin, nur dass sie eben nicht gefüllt sind und nicht gezuckert. Sie werden lange in Öl frittiert und anschließend auf Zeitungspapier ausgelegt und verkauft. Wir haben ganz Frische, Warme gegessen.

Wir machen im Moment etwas Sport in unsrer Freizeit: Arm, Bauch, Beine, Po – Training, Joggen, Fußball spieln und als Ausgleich essen wir viel und betreiben einen einwöchigen Harry Potter Marathon. Wir sind jetzt beim 6. angekommen, heute abend gibt’s den 7. Teil 1 und morgen neben dem letzten Twi Kurs, gibt’s auch die allerletzte Harry Potter Verfilmung.

Ich hab noch ein Bild von der Fruchtbarkeitskette hochgeladen, die ich jetzt abnehmen musste, weil ich davon Ausschlag am Bauch bekommen hab...bin jetzt also nicht mehr weiblich...:O

Außerdem hab ich mal versucht zu veranschaulichen welche Haltung die Mädchen und Frauen hier einnehmen. Sie strecken ihren Po sehr weit nach außen und gehen dabei im Hohlkreuz. Ich konnte es gar nicht so recht nachmachen, da merkt man die unterschiedliche Anatomie. Dabei sehen sie nämlich zusätzlich noch elegant aus und tragen irgendwas auf dem Kopf herum...was man von mir nicht erwarten kann ;)

Übrigens liebe ich Porridge mittlerweile. Ich süß den Brei immer mit etwas Zucker und kann garnicht genug davon bekommen. Er macht auch ziemlich satt.

Wo wir grad beim Thema Essen wären, ich werde noch paar Bilder von Orangen posten (die sehen hier nämlich anders aus) und von Banku, der Schokolade die es hier zu essen gibt, verschwommenen Plantaignchips und einer frittierten Kochbanane.

Teacher Jaw hat uns schon einige Male zu sich eingeladen. Seine gesamte Familie (3 Kinder + Ehefrau) schläft in einem einzigen Zimmer. Teacher Jaw hat bereits ein wenig renoviert und aus einem Raum durch das Ziehen einer Wand zwei gemacht, das zweite Zimmer muss allerdings noch renoviert werden. Als wir das erste Mal bei ihm waren, hat er uns Zuckerrohr besorgt, beim zweiten Mal haben wir frischen Palmwein serviert bekommen. Palmwein schmeckt ein bisschen nach Käsefondue. Der Wein gärt sehr stark aber ich fand ihn jetzt nicht schlecht. Wir haben gleich mal 2 Liter abgefüllt bekommen...kA wer die trinken soll. Vll bring ich ja Palmessig nach Deutschland zurück ;P

Marie lässt sich nun bei unserm dritten Besuch die Haare in kleine Zöpfchen flechten. Sie meint es ziept schon etwas, aber der Schmerz ist auszuhalten. Bisher sitzt Teacher Jaws Frau 2 Stunden am Flechten. Das könnte noch etwas dauern.

Ich will euch noch die Möglichkeit geben, eure ghanaischen Namen zu suchen:

MÄNNLICH
Montag – Kwado [Kwaadjo]

Dienstag – Kwabena [Kwabänaa]

Mittwoch – Kwaku [Kwäku]

Donnerstag – Yaw [Jaao]

Freitag – Kofi [Kofii]

Samstag – Kwame [Kwamä]

Sonntag – Kwasi [Kwäsi]

WEIBLICH

Montag – Adwoa [Adjoaa]

Dienstag – Abenaa [Abänaa]

Mittwoch – Akua [Akuaa]

Donnerstag – Yaa [Jaa]

Freitag – Afua [Afuaa]

Samstag – Ama [Amaa]

Sonntag – Akosua [Akosüaa]

Okyena ye be hyia bio. [Otschena jebeschia bio] – Morgen wir werden treffen wieder

(gebraucht als: Bis bald)

Kumasi, meine Unterkunft in Abetifi, Gärtner Udo, Orangen, Marie und meine "ghanaische Haltungs-Imitation" (Versuch)

Madwo, am 27.09.14

Was gibt es neues?
Ich unterteile mal in paar Kapitel:

Fufuo – ghanaisches Nationalgericht
Mein verlängerter Aufenthalt in Abetifi
Andere Leckereien
Abetifi – Fest der Toten

FUFUO

Am letzten Samstag, als Marie, Caro, Annika, Frieder, Christian und ich noch zusammen waren, wurden wir von Teacher Jaw und seiner Frau Mary zum Fufuo bereiten und essen eingeladen. Fufuo ist das typische Nationalgericht Ghanas. Es ist eig ziemlich leicht nachzumachen, kostet jedoch einiges an Zeit.

Hier das Rezept:

Man benötigt ein paar Kochbananen und, nach dem Gewicht gemessen, genauso viele Kasâba (eine Art Süßkartoffel, aber nicht mit Batate verwechseln oder Yam, es muss wirklich Kasâba sein) Kochbananen und Kasâba werden geschält und in Stücke geschnitten, sodass man sie anschließend mit ausreichend Salz (ähnliche wie bei Kartoffeln) kochen kann. Die Früchte sollten weich genug werden, dass man sie mit einem Kartoffelstampfer zerdrücken kann. Dann geht es ans Zermalmen und Kneten. Hier, benutzt man einen traditionellen Fufuo-Stampfer: Die Kasâba und die Kochbananen werden gestampft, aber nicht nur so ein bisschen, sondern bestimmt eine halbe Stunde lang und zwar mit aller Gewalt!! Es wird immer etwas Wasser nachgekippt, damit das Fufuo eine kloßteig-artige Konsistenz bekommt. Dazu isst man dann zum Beispiel Gulasch (hier gemacht aus Erdnussbutter, Hühnerfleisch, Tomatenmark, Aubergine, Paprika, Möhren und dergleichen (scharf gewürzt mit Ingwer, Peperoni-Pulver und Pfeffer)) Der Teigklumpen namens Fufuo ist kalt, die Soße sollte daher sehr heiß sein. Die traurige Tatsache war, dass Teacher Jaw beim Kochen keinen Finger gerührt hat. Wir haben Mary geholfen wo wir konnten, zusammen mit ihren 2 Söhnen Kwasi und Kwame. Das Fufuo machen, hat um die 3 Stunden gedauert. Mary kocht mit bloßer Glut, sie hat keinen Herd. Leider hat es dann angefangen zu regnen und wir konnte zum Essen nicht draußen sitzen. Teacher Jaws Vermieter hat ein wunderschönes Wohnzimmer mit Holzdecke, weißen Fließen und wunderschönen Polstermöbeln. Dort haben wir dann, wegen des Gewitters und dem darauf folgenden Stromausfall, bei Kerzenschein gegessen. Natürlich mit den Fingern (Resultat: Verbrennungen) und dazu wurde Palm-Gin getrunken. Der hat einem so richtig schön eingeheizt, das Fufuo hat satt gemacht und der plätschernde Regen, als auch der warme Kerzenschein wirkten sehr einschläfernd. Nach dem Essen hat Mary alles abgeräumt und sich um den Abwasch gekümmert, die Arme, während Teacher Jaw den Unterhalter spielte. Wir haben uns alle in die Polster sinken lassen, um den ghanaischen Legenden zu lauschen, die Teacher Jaw zum Besten gab. Ich bin am Einschlafen wirklich haarscharf vorbeigeschnitten! Fazit: Fufuo ist ganz lecker, aber nicht der Mühe wert (meines Erachtens). Übrigens bin ich seit dem 6. September Vegetarierin (Ja, Mara, ich weiß, was du denkst :D) Das fällt mir hier auch nicht sonderlich schwer.
MEIN VERLÄNGERTER AUFENTHALT IN ABETIFI

Am letzten Freitagmorgen erhielt ich die Information, dass der Director des Lay Training Centres in Tamale beschlossen hat, mich erst am 2.Oktober von Abetifi nach Tamale zu bringen. Das liegt daran, dass Tamale so weit entfernt ist und einige Leute aus Tamale ein Meeting in Accra am 1.Oktober haben. Bei dieser Gelegenheit wollen sie mich in Abetifi aufpicken, dann geht’s ab nach Tamale. Erstmal war ich von der Nachricht ziemlich geschockt: 1. Alle anderen Freiwilligen wurden bereits am 22.9.14, also diesen Montag abgeholt und ich würde als einzige hier bleiben. Ich hätte keinen Twi Unterricht mehr bezahlt bekommen und eig keine Ahnung was ich hier allein anstellen sollte.

Erst wollte ich in der Küche mithelfen, aber da standen ca. 6 Frauen um einen Topf, also kam ich mir unnütz vor. Es gibt aber auf dem Gelände auch noch die Werkstatt „AMO“, hier kann ich nun gelegentlich arbeiten. AMO stellt Spiel- und Lernmaterialien für Grundschulkinder her. Viele Schulen kaufen die handgearbeiteten Produkte aus Holz, um den Kindern beispielsweise das Lesen der Uhr zu veranschaulichen (an einer verstellbaren Holzuhr). Ich bemale die Materialien, staube ab, helf einfach dort wo ich gebraucht werde. Außerdem kann ich jeden morgen, auf eigene Kosten, den Twi Unterricht besuchen. Linda ist eine Deutsche aus Schüttorf nahe der holländischen Grenze, die hier im Ramseyer Trainings Centre Abetifi ein halbjähriges FSJ macht (über eine holländische Organisation). Sie arbeitet in AMO und hilft zum Beispiel bei dem Erstellen einer ansprechenden Website usw. Sie besucht auch den Twi Unterricht und wohnt auf dem Gelände. Wir verstehen uns sehr gut und verbringen recht viel Zeit miteinander. Sie ist 23 Jahre alt und hat ihren Bachelor in Wirtschaftspädagogik in Mannheim abgeschlossen. Für mich ist es immer noch sehr wichtig einen Ansprechpartner zu haben, der meine Probleme oder Wehwehchen nachvollziehen kann und mit dem man Erfahrungen und Eindrücke austauscht. Ich hab mich in Abetifi nun noch besser eingelebt, als ich es mir hätte denken können. Ich bin öfter allein unterwegs und werde somit viel öfter angesprochen. Man versucht mir mehr und mehr Twi beizubringen und stellt mir oft fragen wie: „Wo ye dean?“ = „Was machst du?“ oder „Wo ko he?“ = „Wohin gehst du?“ oder besonders oft: „Anwummere yi, wo dii dean?“ = „Was hast du heute Abend gegessen?“ Manchmal brauche ich vom Speisesaal bis zu meinem Zimmer 10 Minuten, weil ich so oft angesprochen und in ein „Gespräch“ auf brüchigem Twi verwickelt werde. Teilweise sehr anstrengend aber auch sehr hilfreich und nett. An Gesellschaft fehlt es mir hier nicht.

Also:

Twi Unterricht – Mittagspause – Arbeiten in AMO und Teetrinken mit Linda - „Feierabend“

Kaum bin ich daheim muss ich Twi lernen, Hausaufgaben machen und hier und da was organisieren. Außerdem möchte ich mir ja auch Zeit für das Nachrichten schreiben, Blog weiterführen und Skypen nehmen. Also ich bin gut bedient und „all in all busy“ wie Teacher Jaw zu sagen pflegt. Heute war ein besonders warmer Tag, da kann ich gut nachvollziehen, dass die Leute hier sehr langsam arbeiten. Hier ist alles so viel anstrengender. Ich bin nach meinem Arbeitstag immer total geschafft. Da bekomm ich nicht mal meine nachmittäglichen Spinnereien hin vor lauter Müdigkeit ;P

Ab 2. Oktober bin ich auf jeden Fall in Tamale. Werde dort mit gemischten Gefühlen hingehn.
ANDERE LECKEREIEN

Ich wollte noch kurz etwas zu ghanaischen Snacks schreiben, weil es für mich sehr interessant war diese zu erkunden. Vor welcher Auswahl man steht:

- Bofrot (Teigbälle)

- Batatesnacks (Batate sind Süßkartoffeln, sie werden gesalzen und frittiert)

- Frühlingsrollen

- Plantaignchips

- Erdnüsse

- FAN MILK (kann man hier in Tüten kaufen ähnlich wie das Trinkwasser: Fan Milk bietet 3 Sorten darunter Vanille, Schoko und Erdbeere. Man könnte sagen es handelt sich um eine Art gekühlte Cream, ein Zwischending aus Eis und Joghurt. Ich mag es wirklich sehr gern, die Portionen sind nicht zu groß und trotz des leicht künstlichen Geschmacks ist es ein Gaumenschmaus...Yummy...^^)

- Ingwerkekse

- Shortbred

- Fairtradeartige Schokolade
ABETIFI – FEST DER TOTEN

Dieses Wochenende findet hier eine Art Massen-Beerdingungszeremonie statt.

Der Chief von Abetifi ist im März 2014 gestorben und liegt seitdem auf Eis. Sie wollen den guten Mann im Dezember beerdigen und damit sie genügend Vorbereitungszeit haben, darf nach diesem Wochenende bis zum Januar niemand mehr beerdigt werden. Jetzt fahren die Leute gerade aus ganz Ghana herbei um ihre Verwandten und Bekannten zu verabschieden und ihnen die letzte Ehre zu geben. Die Toten werden hier in tutenden Krankenwagen hergefahren (es gibt keine Leichenwagen). Auf das Totenauto hin folgen um die 10 Taxis und paar Privat-PKWs. Die ganzen Hotels sind ausgebucht, die Stadt überfüllt. Is irgendwie schon verrückt. Echt blöd für die Leute, die's im Dezember zerbatzt, vor Allem wenn sich die Angehörigen keine funktionstüchtige Kühlbox leisten können^^ Es ist sehr beeindruckend, was sich unten im Stadtzentrum abspielt, alle Menschen sind in dunkle Kleidung gehüllt, die Straße ist überfüllt von Krankenwagen, Taxis und privaten Autos. Alle 10 Meter wird schallend laut Musik gespielt und manche Leute tanzen. Sehr viele Händler sind gerade in der Stadt und bieten ihre Waren an. Hier haben sie gute Chancen etwas zu verkaufen. Während der Beerdigungszeremonie trinken die Leute hier recht viel, sind dementsprechend etwas aufdringlicher. Es wird jetzt seit 2 Tagen bis in die Nacht hinein laut Musik gespielt, sodass sie sogar mich beim Einschlafen begleitet, wobei ich schon 1 - 2 Kilometer vom Zentrum entfernt wohne. Ruhestörung gibt es hier nicht^^ Wir haben unten in der Stadt noch eine witzige Entdeckung gemacht: Ein Mann trug ein T-Shirt mit der Aufschrift: "Dicke Kinder sind schwerer zu kidnappen" in Deutsch. Er selbst war recht gut beleibt :D

Yebehyia bio

PS: Marie die Haare zu flechten hat „all in all“ 7 Stunden gedauert. Mary hat dafür gerade einmal 40 Cedi verlangt, das sind ca. 8 €!

Bildergalerie: (von links nach recht, von oben nach unten^^)

Kochbananen und Kasâba, Zubereitung von Fufuo, Mary, Teacher Jaws 3 Jüngsten (Kwame, Kwasi, Adwoa), Fufuo-Essen im Kerzenschein, Fufuo mit Soße, Werkstaat AMO (+ Mercy), Bofrot, Fan Milk, platt nach einer Runde Phase 10

Ey, am 02.10.14, Yawada (Donnerstag)

Ist schon fast n Monat seit dem ich abgereist bin...krass oder?

Ich bin seit Montag Nacht in Tamale. Die Leute vom Lay Training Centre hatten Angst, dass meine deutsche Organisation EMS die Kosten für den Extraaufenthalt in Abetifi nicht bezahlt. Am Montagmorgen war ich mit Linda zusammen noch in der Universität der Presbyterian Church in Abetifi. Dort haben wir uns eine Vorlesung angehört. Die Studenten waren ziemlich diszipliniert, es wurde klar gequatscht und sehr sehr viel gelacht, aber da hat sich niemand getraut sein Handy auszupacken und Angry Birds zu spielen :P Die Vorlesungen starten in Ghana normalerweise schon um 7 Uhr und gehen dann bis 9 oder halb 10. Dann gibt ne Pause und dann geht’s weiter. Beim Brunchen hab ich dann eben erfahren, dass schon ein Auto von Tamale Richtung Abetifi unterwegs ist und vorhat in 2 Stunden einzutreffen. Dann wurde es etwas hektisch, ich musste Teacher Yaw noch für die extra Twistunden bezahlen und dafür noch zur Bank, meine Koffer packen, paar Sachen an der Rezeption klären und mich verabschieden. Ich wurde bei Teacher Yaw schlussendlich noch zu einem Goodbye-Banku eingeladen. Jacob war der Fahrer eines Toyota Pick-ups, der mich am frühen Nachmittag eingesammelt hat, dann ging die 8-stündige Fahrt los. Linda wird mich vll im Dezember mit ihrem Freund Mattis besuchen und Abetifi werde ich spätestens an Ostern besuchen. Wir sind nach Tamale über Kumasi gefahren und haben dort Rev. Peter abgeholt. Dann ging es weiter Richtung Norden. Ich dachte ehrlich gesagt, dass Tamale noch „wüstiger“ wäre, als es eig ist. Finds aber ganz gut, dass es nicht so ist. Ich wurde dann erstmal im Haus des Chairman „Solomon Sule-Saa“ und seiner Familie untergebracht. Hier bleib ich jetzt bis zum Sonntagabend. In der Familie wird viel gemeinsam gebetet. Vor jedem Essen, vor dem Aufbrechen zum Arbeitsplatz und vor dem Zubettgehen. Ich darf auch Deutsch beten, was ich ziemlich loyal finde. Wenn ich das nämlich ausschließlich in Englisch tun müsste, dann würde ich die ganze Zeit nur auf den schönen Ausdruck und die richtige Grammatik achten, das wäre dann kein ehrliches Gebet mehr. Der Chairman, ist sowas wie der oberste Pfarrer im jeweiligen Bezirk...in dem Fall Tamales. Die Familie ist reich und ich weiß noch nicht so recht ob sie mir sympathisch ist. Was aber ganz schön ist, ist das tägliche gemeinsame Kochen. Die Frau des Chairman, Beatrice, versucht mich mit der ghanaischen Küche vertraut zu machen. Das is ne ölige Angelegenheit^^ Aber dazu schreib ich wann anders mal mehr...

Jedenfalls: Am Anfang war ich ziemlich erschlagen von der ganzen Situation.

Es hatten sich einfach in kürzester Zeit so viele Probleme entpuppt, die jetzt glücklicherweise zum größten Teil behoben sind:

Der hektische, unerwartete Abschied von Linda, Teacher Yaw, Mary, Joy und Mercy (Joy ist vll so 30 Jahre alt, ein Mitarbeiter in AMO und Musiker in der Kirchenband, wir haben uns über Musik unterhalten können und recht gut verstanden; Mercy ist eine Arbeitskollegin von Linda).
Das Treffen auf die Sule-Saas (Solomon, Beatrice (Frau), Salomae (Tochter), Susan (Tochter), Comfort (Nichte))
Das Vodafone-Netz ist in Tamale nicht besonders gut, deswegen kann ich nur sehr schlecht skypen. Ich muss mir eben jetzt nen neuen Anbieter suchen
Es gibt bisher nicht wirklich Arbeit für mich – bin ja auch noch ned im Lay Training Centre, aber das hat mich irgendwie genervt. Bin jetzt dauernd in die Stadt gefahren oder gelaufen und hab den Markt erkundet, renn ständig von hier nach dort um Arbeit zu finden, unterhalt mich mit paar Leuten etc. Jetzt hat sich die Lage etwas gebessert. Ich hab Tina (48 oder so) kennengelernt, sie arbeitet auch bei der Presby-Church. Sie hat gehört dass ich gerne singe und mich deswegen gestern zum Gospelchor mitgenommen. Das war ziemlich cool. Sie hat noch eine Tochter namens Gifty. Es wurden Twi Lieder gesungen und ein englisches. Zum Glück musste ich nicht vorsingen, um Teil des Chores zu werden! Das war mal wieder ein „Schweb im 7. Himmel“ - Moment, ich bin so froh jetzt Musik machen zu können.
Mir wurde gesagt, dass ich wegen des Visums nochmal nach Accra muss und zwar noch ziemlich oft im nächsten halben Jahr. Das hat mich erstmal ziemlich geschockt, gerade weil Tamale – Accra nicht gerade ein Katzensprung ist. Außerdem muss ich jeden Monat 50 Cedi für mein Visum überweisen. Das sind 10 €, das klingt nicht viel. Aber wenn man es hier in Relation zu den anderen Preisen sieht, tut es irgendwie weh. Solomon Sule-Saa meinte jetzt aber, dass ich nicht unbedingt nach Accra fahren muss, viele Dinge lassen sich scheinbar auch in Tamale regeln. Da setz ich mein Vertrauen jetzt mal in ihn und hoffe dass er recht hat.

Das kam irgendwie alles zusammen. Und dann gings mir am Dienstag Abend nicht so gut. Aber am Mittwoch war dann der Gospelchor und heute bin ich mit Tina und noch paar anderen Mitarbeitern aus Tamale-City heraus aufs Land gefahren. Dazu benötigt es nur einer zehnminütigen Autofahrt allerdings einen Feldweg entlang. War sehr aufregend see-artige Pfützen und krater-artige Löcher zu überqueren. Das Bild was sich mir dort gezeigt hat, hab ich in Ghana bisher noch nicht zu Gesicht bekommen. Den Menschen geht es dort nicht so richtig mies, aber auch ned gerade blendend. Sie haben keine Elektrizität, zum Glück aber ein paar Brunnen, an denen sie sich Wasser holen können. Trotzdem leben sie in kreisrunden Lehmhütten und sind durch keine vernünftige Straße erreichbar (in der Regenzeit problematisch) In den kleinen Dörfern wohnen Bauern mit ihren Familien. Es gibt dort mit Sicherheit immer doppelt bis dreimal so viele Kinder wie Erwachsene. Die Menschen tragen ganz normale Kleidung, aber die ist dreckig und riecht eben nach Bauernhof, also Vieh. Ich fand die Farmer aber sehr herzlich, auch wenn alle nur Dagbane sprechen, kaum Englisch, haben sie versucht Kontakt zu mir aufzunehmen. Dagbane spricht man in Tamale hauptsächlich. Ich werd versuchen die Sprache bald möglichst zu lernen und dann schnellst möglich frei reden zu können. Durch unseren Ausflug ist mir klar geworden, wie wichtig das ist. Ich wurde natürlich mit großen Augen begutachtet, vor allem von den Kindern, wie ich es aus Tamale-City jetzt gar nicht mehr gewöhnt war. Die Presbyterian Church hat hier für Brunnen und Schulen gesorgt, die Regierung investiert leider kaum in den Norden, weil dort vergleichsweise wenig Menschen leben. Tina und die anderen unterstützen die Bauern, indem sie ihnen in Zeiten der Dürre Geld geben, das die Farmer über das Jahr verteilt dann Stück für Stück zurückzahlen können. Wir haben heute in 3 Dörfern Geld eingesammelt, wobei wir in jedem Dorf ein bis zwei Stunden zugebracht haben. Es war eine sehr freundschaftliche und entspannte Atmosphäre. Von Zeit zu Zeit sind die Kinder immer etwas näher an uns rangerückt. War ganz witzig zu beobachten wie sie zu Beginn noch 3 Meter entfernt waren und uns zum Schluss nur Zentimeter getrennt haben während sie reihum versucht haben meine unheimlich weiße (weiß-rote^^) Haut mit ihren Patschehändchen zu streifen.

Im letzten Dorf war es besonders interessant^^:

Es ist eine kleinere Gemeinschaft aus Farmern dort. Sie haben sich alle zu uns gesetzt und uns geröstete Erdnüsse angeboten. Nachdem sich etwas unterhalten wurde, ging auf einmal tosendes Geschrei los. Einer der völlig ausgehungerten Hunde hatte sich ein Küken geschnappt und war dabei ins Reisfeld auszubücksen. Einer der Männer ist ihm dann mit einem Holzpfahl hinterher und hat ihn damit beworfen. Das Küken wurde gerettet, der Hund hat jetzt wahrscheinlich nen Gehirnschaden. Gott, ich hab mich so erschrocken als das Gebrülle losging! :D

Nach einigen Minuten dann das Nächste:

Einer der Männer holt mega aus und erklatscht was auf seinem Bein. Es war eine orang-braune Fliege, die im Norden Ghanas (gerade aufm Land) umhersaust und mit ihrem Biss die Schlafkrankheit auslöst. An die hatte ich bis zu dem Moment garnicht mehr gedacht. Auf jeden Fall nimmt der Mann dann die tote Fliege und fuchtelt mir mit dem Riesenvieh vor der Nase rum. Ich hatte ein bisschen schiss vor dem Tier und was für einen Spaß sich der Mann jetzt erlauben würde. Leicht überfordert hab ich Tina hektisch auf Deutsch gefragt, ob ich das jetzt essen soll „oder wie?“ :D Mit einem Schnipper is das Insekt dann im nächsten Busch gelandet, glücklicherweise nicht in meinem Mund. War aber ganz gut, dass Insekt mal gesehen zu haben.

Ein paar interessante Dinge:

Mir ist aufgefallen, dass die Kinder auf dem Land anstatt eines Bauchnabels teilweise richtige Beulen mit sich rumtragen. Da wurde die Nabelschnur unsauber entfernt. Sieht nicht so schön aus, aber is ja zum Glück keine Behinderung
Linda und ich sind zur Erkenntnis gekommen, was die Gewohnheit mit uns anstellt: Es hängt hier so sehr von der Nase eines Menschen ab, ob wir ihn/sie attraktiv finden oder nicht. Wenn uns eine Person mit einer breiten, platten Nase gegenüber steht, dann sieht sie in unsren Augen nicht ganz so hübsch aus wie eine Person mit gerader, markanter, eher schmaler, spitzer Nase. Da sieht man mal was die Gewöhnung macht. Würde mich mal interessieren was in den Augen der Ghanaer attraktiv ist.
In Tamale leben sehr viele Muslime, über Lautsprecher schallen ihre Gebete zu verschiedenen Tageszeiten über die Stadt hinweg. Das Zusammenleben von Christen und Muslimen scheint hier sehr gut zu funktionieren. Die Lage ist sehr friedlich und entspannt.
Im Norden Ghanas sind Motorräder und Fahrräder sehr beliebt. Vor Allem Frauen benutzen sie um von A nach B zu gelangen. Fühlt sich bisschen an wie in Rom.
Manche Stellen auf dem Markt sind echt widerlich. Das Fleisch liegt ungekühlt auf dem Thresen rum und die Fliegen gehen ran, der Fischgeruch is an manchen Ecken wahnsinnig heftig. Es werden Kuhköpfe, -hufe und -gehirne verkauft, die alle schön zur Schau gestellt werden... Ich bin froh dass mein Vegetarierdasein akzeptiert wird!

Soviel zu den letzten Tagen.

Yebehyia bio :)

Ein paar Bilder

Ticket für das Ghana-Guinea-Spiel, im Stadion, mein Gastpapa Peter Ziame, meine Gastmama Paulina Ziame, Marktszene, Jasper Maas lebt seit 2011 in Tamale zusammen mit seiner Frau Mary (Ghanaerin) sie haben bisher ein Kind Albert, Aktion von CFG (wir sind in verschieden Dörfer gefahren, um die 2. Schutzimpfung gegen Hepatitis B zu spritzen und weitere Tests durchzuführen), mein Alibi ;), die gute Gerlinde und ihre 2 Frischlinge, mein Bad

20.10.14, Montag

Ich hab eine schlechte Internetverbindung hier – deswegen kam kein Bericht. Aber ich hab einige Tage und Eindrücke zusammengefasst:

Ich bin seit letztem Monat im Lay Training Centre angekommen.

Ich wohne hier bei einer netten Familie. Meine Gastmutter heißt Paulina, mein Gastvater Peter, meine beiden jüngeren „Brüder“ Sampson (10) und Francis (16).

Ich hab ein Zimmer für mich selbst, mit anschließendem Bad.

Allerdings hab ich keine Dusche.

Es gibt einen Wasserhahn auf Kniehöhe, der befindet sich direkt unter einem Abfluss, in dem das Wasser nicht richtig abfließt. Deswegen muss ich immer einen Eimer zum Duschen verwenden und den dann ins Klo kippen und mir die Haare unter dem Hahn waschen. Es ist zwar jeden Morgen eine Verrenkung, aber es geht schon.

Um 6 Uhr unter der Woche und um 6.30 am Wochenende treffen sich alle Familienmitglieder, die einen verschlafen^^, die anderen hell wach, zum Bibel lesen und gemeinsamen Beten. Ich versuch so oft wie möglich anwesend zu sein. Aber Montags, Mittwochs und Freitags findet außerdem eine Morning Devotion an meinem Arbeitsplatz statt, deswegen bin ich von der familiären freigestellt.

Ich beginne den Tag also sehr früh. Mir wird zum Frühstück (auf meinen Wunsch hin) meist Oats zubereitet. Ich habe Oats und Porridge immer verwechselt. Deswegen werd ichs nochmal erklären. Um Oats zuzubereiten benötigt man nur kochendes, gesalzenes Wasser und Haferflocken. Die lässt man so lange im Wasser, bis einem die Konsistenz gefällt. Mir ist das so meist etwas zu fahl, deswegen füg ich etwas Zucker hinzu. Manchmal bekomme ich auch nur Weißbrot und ein Ei. Deswegen hab ich Paulina gefragt ob sie mir nicht Marmelade besorgen könnte. Sie hat eine total leckere besorgt, aber ich hab auf dem Etikett gelesen das ein Glas 12 Cedi kostet! Brotaufstrich allgemein ist in Ghana vergleichsweise teuer!

Meine Hauptaufgaben hier sind nun:

Peter Ziame (der nicht nur mein Gastvater sondern auch Direktor des LTCs ist) etwas zur Hand gehen, Ordnung in sein Chaos bringen usw^^:) Er ist ein lieber Chef, soviel kann ich schon sagen.
Eine Bibliothek im LTC errichten und verwalten
Ein Internetcafé (ICT-Centre) im LTC renovieren und verwalten
Paulina in der Vorschule der Presbyterian Church helfen
Seminare für das Gestalten von Kindergottesdiensten anbieten
Und mehr nebenbei (aber in meinem Fall eher „hauptberuflich, weil's mir so gefällt) bei einem Anti-Hepatitis B Projekt der Organisation „Comfort Foundation Ghana“ mithelfen.

Auf dem Gelände des LTC leben neben den Ziames noch zwei weitere Familien. Alle Familienväter sind Pfarrer. Einer von ihnen ist Jasper, er ist Holländer, versteht etwas Deutsch und hat eine ghanaische Frau geheiratet, Mary. Ich mag die beiden sehr gern, sie sind sehr hilfsbereit und darum bemüht, mir schöne Beschäftigungen zu suchen. Ich hab praktisch 3 Chefs, Peter, Jasper und Ernest. Jasper hat mich zu Nummer 6. in der Liste geführt, weil sich Mary und er dort auch freiwillig engagieren. Wir fahren in die ländlicheren Gegenden, um Tamale, und klären dort auf, bieten Tests an und schließlich Impfungen (3-fach). Ist der Test positiv, vermitteln wir sie an unser Büro und sorgen für ärztliche Untersuchungen und mögliche Behandlungen. Comfort Foundation Ghana beginnt nun mit anderen wenigen Organisationen in Ghana ein Netz aufzubauen und hofft auf mehr Unterstützung durch die Regierung. Dann wäre es vll möglich die teuren Behandlungen und Medikamente für Betroffene einfach zu finanzieren. Leider müssen das die Patienten bisher selbst übernehmen und gerade Menschen aus den ländlicheren Gegenden haben diese Möglichkeit nicht.

Trotzdem tut CFG alles mögliche um zu helfen und es macht Spaß von Damassus (Direktor und Krankenpfleger) und Mary (II) (leitende Krankenschwester) zu lernen, die das ganze aufgebaut haben und mit so viel Leidenschaft weiterführen.

In meiner „Freizeit“ geh ich in den Chor der Unity Church. Dort sind viele junge Leute und es werden ziemlich geniale auch uns bekannte Lieder gesungen. „Here I am to worship“, „Oh happy day“, „You raise me up“und „How he loves us“ sind einige Beispiele. Die beiden Lieder, die ich aber besonders gerne singe, sind: „Imela“ (nigerianisch) und „Break every chain“ von Tasha Cobbs. In diesem Chor wird wirklich aus voller Kehle gesungen und gepriesen. Das erfüllt mich wirklich sehr. Auch wenn die Proben meist etwas chaotisch sind und ca. 3 Stunden dauern, aber naja...das ist es wert.

Hier in Tamale gibt es übrigens ein super Restaurant namens Wooden. Das wurde vor ca. 2 Jahren gebaut für die „Weißen“ und es ist super besucht! Zu recht! Alles ist tip top sauber und schön dekoriert, man hat freies Wlan, die Speisekarten sind klasse designed usw. Alles worauf man acht gibt, ist schön hergerichtet und das wichtigste: Ja, das Essen schmeckt! Dort kann ich sogar Lindt-Tafeln kaufen und Pringles, aber ich hab mir die Preise noch nicht angeschaut^^ Auf jeden Fall treffen sich da glaub ich wirklich alle Weißen, die in Tamale zusammen kommen. Das Restaurant wird aber natürlich auch von Dunkelhäutigen besucht! Was auch gut so ist, ansonsten fänd ichs komisch...

Tamale ist schon heißer als Abetifi, das merkt man immer wieder. Ich hab mir jetzt ein Stofftaschentuch gekauft (so wie es hier die Meisten machen) und tupf mir damit immermal das Gesicht ab, ansonsten rinnt die Suppe nur so dahin. Außerdem hab ich mir jetzt endlich einen MTN Internetstick gekauft, damit ich ein bisschen besser erreichbar bin, Vodafone taugt hier leider nix.

Ach, hab noch ne kleine Geschichte:

Bin heute vom Wooden heimgekommen (nehm dafür ein shared Taxi, die sehen aus wie normale Taxis (5 Sitzer), fahren festgelegte Routen und haben feste Preise, sind sozusagen kleine Busse, die sich aber problemlos in ein Taxi umwandeln lassen, indem man mit dem Fahrer spricht und das Auto nur für sich mietet, wird dann eben teurer) und wurde mit der Entbindung zweier Zicklein willkommen geheißen. Die Mutter lag auf unsrer Zufahrt, zum Glück musste ich ned assistieren... Dann hätt ichs schon weiter gebracht als unser baldiger Tierarzt Herr Professor Doktor Zapf :D

An diesem Mittwoch spielen die Black Stars (Ghanaische Nationalmannschaft) gegen irgendein anderes Team im Stadion von Tamale. Peter versucht jetzt Karten zu bekommen, scheint nicht besonders teuer zu sein. Der Bus mit den Black Stars (eskortiert^^) ist heute an mir vorbeigefahren, die ganzen Fans sind in einer ellenlangen Autokolonne gefolgt, haben geschrien, gejubelt, radau gemacht. :)

Wir (Peter, Sampson, Francis und ich) haben Tickets für das Ghana – Guinea Spiel bekommen. Ein VIP- Ticket hat 10 Cedi, also etwa 2€ gekostet^^ Das Spiel war gut und die Stimmung spitze. Ghana hat 3:1 gewonnen. Aber in der letzten halben Stunde hat das ghanaische Team soo unfair gespielt! Der Torwart hat sich ab und an, wenns ihm grad beliebte, auf den Boden plumsen lassen und geschrien wie am Spieß, ein paar Stürmer, die vorne nichts mehr zu tun hatten, sind durch einen kleinen Schubser fast gestorben...Es war echt mega lächerlich, bei jedem Spieler kamen se mit der Trage an und haben ihn abtransportiert. Also so krasses Zeitspiel hab ich echt noch nie gesehen. Guinea hat vor allem am Schluss richtig aufgespielt und Torchancen gehabt, deswegen haben sie mir echt leid getan und ich musste weng rumschimpfen. Trotzdem wars cool das Spiel besucht zu haben und ich hätte mich geärgert wenn wir keine Karten mehr bekommen hätten.

Ich hab eine Schneiderin (Dressmaker) besucht. Das war ziemlich cool. Man sucht sich auf dem Markt erst ein Stück Stoff aus (3 Yards für ein knielanges Kleid zB.), geht dann an einen der Stände, in denen ein Haufen uralter Nähmaschinen steht (die man echt als Antiquitäten bezeichnen könnte, wie die im Loch) und sucht sich auf Plakaten und aus Magazinen den passenden Schnitt aus, mit dem und dem Kragen, der Ärmellänge, diesem oder jenem Detail etc. Dann werden die Stoffe abgegeben und die Maße genommen. In ein paar Wochen kann ich die Kleider abholen und anprobieren. Wenn sie mir passen, wird gezahlt. Wenn nicht, dann muss die Schneiderin nochmal ran. Es gibt „Tailor“ für Männerklamotten und „Dressmaker“ für die Damen. Obendrein ist das ganze viel viel billiger als sich ein Kleid in einer der „Boutiquen“ zu kaufen, wo sie schon fertig auf dem Kleiderbügel hängen (so wie wir das eig kennen). Ich hab mir jetzt auch einen „Verlobungsring“ gekauft, der mir einen gewissen Schutz verleiht. Es ist nicht so, dass die Männer hier über einen herfallen wie die Tiere, ich möchte kein falsches Bild vermitteln! Aber es gibt mir ein sichereres und besseres Gefühl im Umgang mit ihnen, den Ring zu tragen. Außerdem ist er schön :)

Entdeckungen:

Männer halten hier oft Händchen. Als ich Peter darauf angesprochen habe, ob es sich um Pärchen handelt, war er total schockiert. Homosexualität wird in Ghana stark unterdrückt. Trotzdem hab ich dieses Verhalten oft beobachtet, auffällig viele nehmen sich hier bei der Hand. Es bedeutet für sie aber Freundschaft und Brüderlichkeit und scheint völlig normal zu sein.
Die Kinder hier helfen sehr viel im Haushalt, bedienen sogar ihre Eltern. Ich fand es anfangs ein bisschen erschreckend. Zum Beispiel als Paulina und Francis beide vor dem Fernseher gesessen waren, sie dann auf den Wasserspender hinter ihr gezeigt und zu ihrem Sohn gesagt hat: „Francis, first bring me water! And then prepare a bowl of oats for me!“ Francis ist sofort aufgesprungen ohne jeglichen Widerspruch und hat seiner Mutter zu trinken gebracht. Obwohl grad eine Sendung dran kam, die er sehen wollte, hat er sich danach in die Küche gestellt und die Mahlzeit vorbereitet. Dieser Befehlston und das widerstandslose Gehorchen hab ich aber schon bei mehreren Familien beobachtet (auch bei den Sule-Saa's) Paulina hat es mir so erklärt: Die Eltern bezahlen für die Kinder ihre Schuluniformen, versorgen sie mit Nahrung und bieten ihnen ein Dach über dem Kopf. Dafür müssen die Kinder (bei den Ziames zB) kochen, das Haus putzen, den Abwasch erledigen und ihre Eltern bedienen. Es ist so ungewohnt für mich, weil Paulina am Nachmittag gerne faulenzt während die Kinder schufften. Wenn ich im Haus mal den Abwasch machen musste, (;P) dann wars selten, dass Mama oder Papa in der Zeit nichts zu tun gehabt hätten. Außerdem komm ich mir manchmal komisch vor, wenn Paulina nur Francis und Sampson arbeiten lässt und mich „verschont“. Aber ich denke früher oder später werd auch ich in Haushaltsarbeiten eingebunden.
Befehlston ist hier übrigens auch etwas normales aber anfangs sehr gewöhnungsbedürftiges. Hier wird nicht gefragt: „Kannst du mir mal das Telefon geben?“ oder „Gib mir bitte das Telefon“ gesagt, sonder „Gib mir das Telefon“ Es ist aber eine Frage gemeint! Und das ist der entscheidende Punkt, dass der Satz zwar in Befehlsform gepackt ist, aber nicht von oben herab gemeint ist. Man erwartet hier, dass man sich sofort äußert, wenn einem etwas nicht passt. Hat man das im Hinterkopf, kommt man mit der Zeit immer besser damit klar.

Mein Zimmer; Franics, Sampson und ich beim Kochen eines "deutschen" Gerichts...Nudeln mit Tomatensoße, hat ihnen zum Glück sehr gut geschmeckt :); meine kleine Wegbegleiterin, der ich den Namen "Finda" gegeben hab:

Meine Arbeit:

1. Jeden Dienstag unterrichte ich in der Vorschule, hier hab ich ihnen, mithilfe von Mariam, die meine Anweisungen in Dagbane übersetzt hat, das Falten von Papierbooten beigebracht.

Hallo! :) 14.11.14, heute mit einem etwas längeren Eintrag:

Was nicht passt wird passend gemacht

Als ich mit Sampson Spa (ein simples ghanaisches Kartenspiel) gespielt hab, ist mir aufgefallen, dass bestimmt an die 10 Karten im Stapel gefehlt haben. Das hat aber niemanden gestört. Sampson hat das Spiel einfach ein bisschen verändert und mir die „neuen“, selbsterfundenen Regeln erklärt. Es war ok, das Spiel hat trotzdem Spaß gemacht...ich musste etwas schmunzeln. Ähnliche Situation an meinem Arbeitsplatz: Wir haben für die Bibliothek einige neue Bücherregale anfertigen lassen. Sie haben aber nicht perfekt in die vorgesehenen Lücken gepasst: dann wurde geschoben und gedrückt, nachdem ein paar Eckchen des Regals abgebrochen waren, war alles perfekt.
Julu (Magie) liegt in der Luft

Über 80% der nord-ghanaischen Bevölkerung glauben an Hexen (Hexer).

Es hat nichts mit der Religion zu tun, Muslime als auch Christen oder an Naturreligionen Glaubende Menschen bekennen sich auch zu ihrem Glauben an Hexerei.

Definitionen:

- Hexen: Hexen sind meist ältere Frauen, die aus Wut, Missgunst oder Depression Dinge zum Nachteil anderer Menschen verhexen und Unheil über sie kommen lassen. Es gibt keine guten Hexen. Die Hexen bekommen ihre Magie durch verfluchte Objekte, die sich z.B. in ihrem Haus befinden oder die sie gegessen haben etc. Sie sind sich ihrer Macht teilweise nicht bewusst und können sich selbst nicht kontrollieren. Es wird auch nicht angenommen, dass Zauberinnen Magie besitzen, die sie zu wahren Wundern führen. Aber sie sind verantwortlich für z.B. einen Unfallhergang, sie machen alles passend und fügen einzelne Szenerien zusammen: Dass man beispielsweise genau den Weg entlang läuft, auf dem eine Klapperschlange sonnenbadet und dass die passenden Uhrzeit und die eigene Schrittfolge dazu führen, dass man der Schlange geradewegs aufs Hinterteil steigt. Aber Hexen führen nicht die Giftzähne der Klapperschlange herbei oder den Umstand, dass sich die Schlange wehren wird und den unachtsamen Menschen angreift: Gott hat das Tier so geschaffen, nicht die Hexe.

-Magier/innen

Es gibt noch einen Unterschied zwischen Hexen und Magiern: Magier/innen, können in böse und gute unterscheidet werden. Hexen üben ihre bösen Taten nur psychisch aus, alles geschieht durch Gedanken und Wünsche. Magier-X ^^ dagegen nehmen zum Beispiel ein Stück Brot in die Hand und sprechen laut aus: „Wer dieses Brot isst, soll von Cholera geheilt werden!“ Das ist ja dann eher physisch. Sie können wie gesagt aber auch böse Magie ausüben.

-Nun die Preisfrage: „Was geschieht mit Hexen?“

Die meisten werden heutzutage versucht zu heilen. Aber den meisten "Hexen (es handelt sich leider fast nur um Frauen) rennen ihre Ehemänner aus Angst und Scham davon. Auch die Familie und Freunde verhalten sich dann meist sehr skeptisch und halten Distanz, somit ist es für viele nicht mehr möglich ein anständiges Leben zu führen. Es gibt ein „Hexendorf“ in der Nähe von Mole, das werde ich versuchen im Dezember zu besuchen. Dort gibt es viele viele Frauen, die verjagt worden sind oder die keine anderen Möglichkeiten mehr hatten, als sich in den Schutz dieser Dorfgemeinschaft zu begeben. Ist glaub ich echt krass da. Viele Heiler kommen dort vorbei und versuchen ihnen den bösen Geist auszutreiben usw. Auf den Dörfern ist es heute aber immer noch so, dass Hexen, vom Mob gejagt, aus ihrer Heimat vertrieben werden oder sogar sterben müssen...

- ALLERDINGS:

Auch wenn so viele Menschen hier an Hexen glauben, heißt dass nicht, dass sie alle intolerante, blutrünstige Gedanken haben. Die meisten Menschen hier gehen mit dem Thema sehr vorsichtig um, möchten zwar nichts mit magischen Wesen zu tun haben, aber glauben, dass Hexen auch nur Menschen sind, die teuflische Objekte berührt haben und denen man die Boshaftigkeit wieder austreiben kann.

Trotzdem hat es mich sehr überrascht, dass der Glaube an Hexerei hier so wahnsinnig intensiv ist, da Ghana ansonsten ja eig schon sehr sehr westlich oder Industrieländer-geprägt ist.
Versischerungen (:P) und Führerscheine

-zum Thema Krankenversicherung: Man bekommt in Ghana eine Krankenversicherung für 15 Cedi (= ca. 4 €) im Jahr, das kann sich hier wirklich jeder leisten! Das Problem ist nur, dass die Krankenhäuser stark überfüllt und zu wenig mit kompetenten Ärzten besetzt sind bzw nicht die notwendige Ausstattung haben, um besonders schwere Krankheiten zu heilen oder Gegenmaßnahmen zu treffen.

- Führerscheine:

Jeder, der Auto fährt MUSS hier einen Autoführerschein haben, wird auch kontrolliert.

Mit Motorrädern sieht es da schon bisschen anders aus. Geschätzte 80% besitzen keinen Führerschein und haben sich das wie Fahrradfahren selbst beigebracht.
Mein Compound

Ich stell euch kurzmal mein soziales Umfeld vor, auch wenn ihr damit vll jetzt nicht so viel anfangen könnt, aber dann muss ich in Zukunft nicht dauernd erklären über wen ich schreib.

Nochmals meine Gastfamilie:

- Gastpapa Peter Ziame

- Gastmama Paulina Ziame

- großer 30jähriger Bruder: Alex (eig. Kleiner Bruder von Paulina)

- kleiner 16jähriger Bruder: Francis (eig. Neffe von Paulina)

- kleiner 10jähriger Bruder: Sampson (leiblicher Sohn)

Auf Arbeit^^:

- Rev. Jasper Maas (Holländer, der seit 2008 in Tamale lebt, er ist auch Pfarrer einer kleinen Gemeinde im „Outback“, er ist einer meiner Chefs)

- Rev. Ernest Amo- Aboba...ja, das konnte ich mir noch nie merken :D (sehr nett und ruhig. Aber stille Wasser sind tief, ich halte ihn für sehr intelligent, einer meiner 3 Chefs)

- Philipp (Sekretär des LTCs)

- Evelyn (Sekretärin des LTCs, die mir schon die ganze Zeit das Motorradfahren beibringen will)

- Jasper's Frau Mary (arbeitet viel in der Comfort Foundation Ghana mit, also das Anti-Hepatitis B-Projekt)

- Jakob (Fahrer des Lay Training Centres, mit dem ich mich recht gut verstehe, er bringt mir immer ein bisschen Dagbani bei)

- Inooc (oder so) und Thomas: Arbeiter im LTC (Rasenmäher, Heckenschneider, Allesreparierer, so Art Hausmeister)
Vorschule der PCG (Presbyterian Church of Ghana)

Ja, die Kinder werden geschlagen...

Zuerst war ich sehr schockiert als ich gesehen hab, dass meine Gastmama und ihre Kolleginnen ihre Zeigestöcke gegen die Kinder einsetzen. Paulina hat versucht es mir zu erklären und mit der Zeit ist mir klar geworden, dass sie in gewissen Punkten recht hat. Was nichts daran ändern wird, dass ich keines dieser Kinder jemals schlagen werde!:

Die meisten kommen aus strengen Elternhäusern und werden auch daheim geschlagen.

Wenn man sie ausschimpft, ihnen Extraaufgaben gibt oder sie bei etwas nicht mitmachen lässt, ändert das leider wenig an ihrer Arbeitsmoral. Sie nehmen die Drohungen nicht ernst bzw. sind sie ihnen egal, weil sie sozusagen darauf „trainiert“ worden sind, nur auf das Schlagen hin über ihren eigenen Schatten zu springen. Wenn man sie nicht schlägt und sie in Folge dessen nichts lernen, kommen die Beschwernisse der Eltern, die verlangen, dass man ihre Kinder schlägt, damit etwas aus ihnen wird.

Somit entwickelt sich das Ganze zu einem Teufelskreis.

Ich glaub trotzdem, dass es Methoden gibt die Kinder auf andere Art und Weise, positiv, zu motivieren und versuche als „Referendarin“ mit gutem Beispiel voran zu gehen, indem ich mich länger mit den „Problemkindern“ beschäftige. Das System wird sich durch mein Bemühen aber trotzdem nicht verändern, weshalb man sich angewöhnen muss wegzusehen und weder den Geschlagenen noch den Schlagenden zu verurteilen...
Tribal marks

Die Gesichter vieler Dorfbewohner (vor allem im Norden Ghanas, um Tamale herum) sind stark vernarbt. Viele von ihnen arbeiten in der Stadt, deswegen bekomme ich das so stark mit und habe nachgefragt: Bei den meisten befinden sich die sogenannten Tribal Marks auf den Wangen (sind symmetrisch zueinander). Ist ein Kind krank und fällt aufgrund von Malariafieber (z.B.) in Ohnmacht, holen viele Eltern einen „Medizinmann“ zur Hilfe, der die Kinder mithilfe eines Skalpells ins Leben zurückholt, indem er ihnen in die Gesichtshaut das entsprechende lokale Zeichen ritzt. Manche Babys werden mit dem Tribal Mark auch unmittelbar nach der Geburt gezeichnet, um ihre Zugehörigkeit zu diesem oder jenem Stamm auszudrücken.

Was hab ich die letzten Wochen so erlebt:

„Die 5 Pfefferkörner“ werden ins Englische synchronisiert und zu meiner großen Freude jeden Wochentag um 12 Uhr auf „4Kids“ ausgestrahlt :D
Hier läuft so viel Lobpreismusik im Fernseher, unter anderem auch Chris Tomlin oder Hill Song
Ich hab die Bekanntschaft mit 2 anderen Deutschen gemacht: Feli (Felicitas) und Mo (Moritz), ein Pärchen aus/um Mainz. Die haben mich wiederum einem netten Ghanaer, namens...na, na? Wie wird er wohl heißen? – Herbert :D, vorgestellt und einem Chinesen aus Hong Kong namens Kamin (englisch ausgesprochen, mit Sicherheit schreibt man ihn nicht so^^)

Wir haben schon zusammen Volleyball gespielt und Tischtennis, endlich komm ich mal zum Sport. Das genieß ich jetzt wirklich sehr. Ich besuche mit ihnen zusammen jetzt mehr oder weniger regelmäßig auch das Tamale-Stadion (da wo zB auch Ghana gegen Guinea gespielt hat^^) dort kann man kostenlos Runden laufen und für verhältnismäßig viel Geld ein Fitnessstudio besuchen, das aber mega gut ausgestattet ist! Handtuchpflicht wird dort sogar kontrolliert! Das Problem ist nur: Wie komm ich da hin? Es ist schon einige Kilometer von mir daheim entfernt und nur per Dropping erreichbar, das heißt ich muss ein Taxi für mich allein buchen und das kostet dann schonmal hin und zurück um die 10 Cedi. Das kann ich mir auf die Dauer nicht leisten. Deswegen:
Kauf ich mir jetzt einen Roller! :)

Dank finanzieller, familiärer Unterstützung, danke!, kann ich mir jetzt einen anschaffen und am Ende meines ÖFPs (Ökumenisches Freiwilligen Projekt) verkauf ich die Büchse dann wieder. Hab jetzt 2.000 Cedi dafür gezahlt, aber ich muss sie noch registrieren lassen, mir nen Helm kaufen und ein Schloss. Ja, es handelt sich um ein Weibchen. Eine zuckersüße, weibliche Stimme redet mit mir, wenn ich den Blinker benutze, das Ding starte oder es ausschalte...Als wenn ich nicht schon so genug Aufmerksamkeit bekommen würde! Mal schaun, ob man da nur eine Kabel durchknippsen muss^^
Ich singe jetzt schon einige Zeit im Gospelchor: „Vessels of praise“ mit. Hatte schon ein „Solo“ (der Chor begleitet mich ja) mit dem Lied „Break every chain“ von Tasha Cobbs. Neuerdings auch ein zweites namens „Mighty God“ von Joe Praize.

Es macht irre Spaß und die Aufregung vor den Auftritten sinkt stetig.

Dadurch, dass ich hier aus voller Kehle singe, bin ich um einiges besser geworden.
Es gibt in Tamale, ähnlich wie das JEM Projekt im CVJM Münchberg, einen Ü18ner Treff: YPG, jeden Montag Abend. Leider wird dort nicht nur Englisch sondern auch viel Twi gesprochen, weshalb man oft nicht an der Konversation teilnehmen kann.

Klar, ich lern weiter Twi (Kann sogar schon mein Alter sagen^^ ;P), aber für ein Gespräch reicht es nicht.
Am letzten Samstag, als mir Mo und Feli (deutsches Pärchen) Kamin und Herbert vorgestellt haben, konnte ich mal wieder klettern! Kamin hat mir erzählt, dass er in Hong Kong bouldert und schon war der erste Baum erklommen. Herbert hat sich dann auch noch dazugesellt. War ein witziges Bild, leider haben wir gegen die Sonne photographiert. Negroider - mongolider- europider Mischmasch :)

Liebste Grüße :)

Hier noch ein paar Bilder:

Mein Bad; Kamin, Herbert und ich; Gospel; Fahrtwind genießen; Feli :)

Ich wünsch' euch eine schöne restliche Adventszeit!! :)

Hier in Tamale ist es leider nicht besonders weihnachtlich, fast nichts dekoriert, in der Kirche werden nur selten Weihnachtslieder gesungen. Eig ist es auch in den Predigten gar kein Thema. Aber ich hab mich mittlerweile damit abgefunden und versuche in mir selbst ein wenig Weihnachten aufkommen zu lassen. Die Geschenke werden am 26.12. überreicht, man isst an den Weihnachtstagen viel Reis und geht in die Kirche, letzteres kennt man ja ;)

Im Supermarkt kann man Plastikweihnachtsbäume kaufen, in Echtgröße kostet einer 369 Cedi. Das ist ziemlich viel^^, dafür bekomm ich hier auch ne Digitalkamera.

Zum 5.12. haben Mo, Feli, Herbert und ich beschlossen in Nikolaus reinzufeiern! Nachdem wir endlich alle Zutaten zusammen hatten, was ein Vermögen gekostet hat^^ wurde gekocht. Wir haben Rippchen gegrillt, Kartoffelsalat gemacht, Falafel, Humus und Obstsalat. Das klingt für euch vll sehr gewöhnlich, für mich war's DER Wahnsinn! :D

Das Klima hat sich übrigens stark verändert. Es hat bestimmt schon seit 2 Monaten nicht mehr geregnet, die Blätter der Bäume haben sich herbstgoldgelb gefärbt, überall bilden sich Laubhäufchen. Es ist ziemlich trocken, staubig und sandig. Der Harmattan hat angefangen zu wehen, deswegen ist es Morgens, Abends und Nachts ziemlich kalt, Mittags aber total heiß und windig. Durch die geringe Luftfeuchtigkeit schwitzt man aber viel, viel weniger. Deswegen bin ich im Moment PRO Trockenzeit.

Seit einigen Wochen bereiten wir, „Vessels of Praise“, (mein Gospelchor) uns jetzt schon auf das große Event: „Night with King“ vor, eine Art...Trafo Station, könnte man sagen,...es wird zusammen gesungen, gebetet und der Predigt zugehört, weiß ned wer predigt. Ich hab die Ehre ein Solo singen zu dürfen...seit heute 2^^ Da Tophy ja am 19.12. in Tamale ankommt, wird er bei Night with the King, am 20.12., dabei sein und paar Videos machen. Wir haben letzte Woche, ungelogen, jeden Tag 3 Stunden geübt oder uns zum gemeinsam beten (am Stück 4 Stunden, das war einfach nur Wahnsinn!) getroffen. War eine sehr krasse, schöne, gute Erfahrung und hat den Zusammenhalt wahnsinnig gestärkt! Ich gewinne die Leute richtig lieb, Mädchen und Jungs, allesamt sind so zwischen 20 und 30 Jahre alt. War am Anfang echt schwer das einzuschätzen^^ Im Chor wird Twi geredet oder seitdem Enya und ich dazugestoßen sind, Enya meist am Keyboard, sehr viel Englisch. Manchmal arten die Chorproben in endlose, laute, twilastige Diskussionen über den Dresscode der nächsten Aufführung aus und jeder will mit dem Kopf durch die Wand → Genau das sind die Momente, in denen man eine andere Fassette des ghanaischen Gemüts zu Gesicht bekommt: Die meisten brausen wahnsinnig schnell auf und dann wird durcheinandern geredet, bis sich der/die Lauteste/Autoritärste Gehör verschafft hat. Sobald alles geklärt ist, kehrt augenblicklich Frieden ein, vom lautstarken Streitgespräch wird lauthals in Gelächter ausgebrochen. Das ist für mich dann immer das Zeichen wieder auf Play zu drücken und der nun wieder englischen Konversation zu folgen :D

Ach, ich mag die Gruppe echt gern. Da gibt es vor allem Isabella, mit der ich mich besonders gut verstehe, sie ist im Juli von Accra nach Tamale gezogen und hat sich dem Chor angeschlossen. Sie ist erst 18 Jahre alt und unglaublich witzig und gutherzig! – Sie mag Twilight :P

Ich liiiiiebe übrigens meinen Roller! Langsam aber sicher kenn ich die wichtigen Adressen in Tamale und hab eine Straßenkarte in mein Gedächtnis gekritzelt. Es macht echt Spaß und erfüllt meine Erwartungen: Ich bin nun viel flexibler als zuvor. Ich werde den Roller im August 2015 wieder verkaufen und hoffe bis dahin gut durch den Verkehr zu kommen. Hier und da pulsiert das Adrenalin auf den Fahrten dann schon mal, weil ein Zicklein oder Schaf einen plötzlichen Hüpfer auf die Straße macht oder ein 2 Meter langer Balken von einem am Straßenrand parkenden PKW mit Ladefläche auf die Straße ragt. Dieser Balken hat sich aufgrund seiner braunen Farbe erst in 2-3 Metern Distanz für mein menschliches Auge von seiner Umgebung abgehoben und mir einen riesen Schrecken eingejagt. Aber is nix passiert! Manchmal da wieg ich mich hier ein bisschen zu sehr in Sicherheit, weil der Verkehr geregelter ist, als man es erwartet...naja und dann gibt es da die Ausnahmen, wegen denen man immer Obacht gem sollte ;)

Tut ihr das auch! Kommt gut durch die restliche Adventszeit und habt ein schönes, gesegnetes Weihnachtsfest!

Liebste lebkuchenduftende Grüße.

24.01.15

Ein herzliches Hallo nach Deutschland.

Nachdem ich vor ungefähr einer Woche Deutschland ein zweites Mal den Rücken gekehrt habe, bin ich jetzt wohlbehalten in Tamale angekommen, nach einem kurzen Trip im Süden des Landes. Dort hab ich Linda in Abetifi und Caro in Kumasi besucht.

Bild: Hanna und ich beim Sonnen in Flims ;)

Einige von euch werden jetzt vielleicht verwirrt sein, die meisten jedoch nicht, da sie meinen Überraschungsbesuch über die Weihnachtszeit mitbekommen haben ;)

Meine Mutter und ich haben bereits im Oktober geplant, Münchberg und Co. Mit meiner bloßen Anwesenheit zu schocken. Und das am 23.12.14 und den darauffolgenden 3 Wochen.

Nachdem ich alles mit der Einsatzstelle und meiner deutschen Organisation abgesprochen hatte, bin ich am 22.12. in den Flieger Richtung Frankfurt am Main gestiegen.

Mir ist der Abschied von meiner ghanaischen Familie garnicht so leicht gefallen, wie ich angenommen hatte. Im Stillen gings mir damit garnicht so gut und ich hab einige Tränen verdrückt. Durch die Vorbereitungen auf „Night with the King“ und durch das Event selbst hab ich viel engere Bindungen zu den Chormitgliedern aufgebaut. Meine Familie war mir schon immer wichtig aber gerade über die Weihnachtszeit war ich mir nicht so sicher, ob es eine gute Idee gewesen war, sie zu verlassen und zu meiner deutschen Familie zu fliegen. Klar, ich war etwas überemotional, schließlich war ich nur 3 Wochen abwesend. Allerdings würde ich das noch relativ frische Heimatgefühl in Ghana nun auf die Probe stellen und meine Sorge lag darin, dass es vll noch nicht stabil genug war, um gegen das deutsche anzukommen und am Ende wieder dem Heimweh nach Deutschland weichen würde, sobald ich nach Tamale zurückkehrte.

Quatsch mit Soße – mir geht’s in Tamale genauso genial wie davor auch. Vll noch ein bisschen besser, weil ich soeben von strahlenden Gesichtern in Empfang genommen wurde! Herrlich! :)

Die erste Woche in Deutschland wurde im engsten Familienkreis verbracht, die zweite in Flims in der Schweiz (dort war ich bei der CVJMler Skifreizeit dabei...wo ich unter dem Decknamen Lea Kroell, aus Wupperthal stammend, undercover, in die Teilnehmerliste eingeschleust wurde^^ → Danke Familie Puchtler fürs Dichthalten an dieser Stelle ;) ), in der dritten Woche hab ich versucht ein bisschen deutschen Alltag zu erleben. Was sehr interessant war, da man ihn schon nach 4 Monaten Ghana, ganz anders wahrnimmt. Ich bin meinen Hobbies nachgegangen, vor allem dem Sport und der Musik und hab die Zeit mit Freunden und Familie nochmal richtig genossen.

Wie wunderschön so eine dampfend heiße Badewanne sein kann oder ein Stück Milka-Schokolade uuuuhhh...! :)

Einer der ersten Kommentare seitens Alex als ich wieder hier eingetroffen bin: „Ohhh, nice to see you. You've grown fat!“ :D Er meinte damit natürlich, dass ich jetzt VIEL besser und gesünder aussehe als zuvor :D... womit er eig auch recht hat. Meine Malaria-geprägte Schlankheit vor Deutschland sah glaub ich mehr klapprig als grazil aus. In Deutschland esse ich aber auch anders als in Ghana und zwar aus Genuss und nicht nur um meinen Hunger zu stillen, war mir davor nie so krass aufgefallen ist.

Nun, als ich mein Zimmer in Ghana wieder betreten habe, musste ich erstmal grinsen. Alles sah ordentlich aus, so wie hinterlassen^^, aber auch wie erwartet hat sich eine Millimeter-dicke Sand/Staub-Schicht auf Boden, Fensterbänken, jederlei Gegenständen gebildet. Der Harmattan ist da, aber so richtig! Die schlimmste Phase hab ich scheinbar übersprungen, aber man merkt's noch immer.

Als ich in Deutschland ankam und meinen Koffer aufgemacht habe, hat es gerochen, als wenn ich in einem Raucherhaushalt leben würde! Das liegt an den vielen Waldbränden zur Zeit und auch schon zur Zeit meiner Abreise. Sehr oft absichtlich wird die Natur abgebrannt, damit der Prozess kontrolliert abläuft und nicht irgendwann unabsichtlich, versehentlich ausgelöst wird.

Auch jetzt riecht's sehr rauchig draußen und der Staub scheint in der Luft zu stehen, wie eine Dunstglocke.

Grün ist hier mittlerweile sehr wenig, nachdem es seit Anfang Oktober eig nicht mehr geregnet hat, soweit ich mich erinnern kann.

Zum Thema Geruch und Rauchen fallen mir gerade noch 2 Dinge ein:

Ghanaer/Ghanaerinnen stinken kaum bis garnicht. Wie oft sitzt man zusammen in der Kirche, auf engstem Raum im Trotro (Kleinbus) oder bei Versammlungen. Und bisher (anders als in Deutschland) hab ich noch keine unangenehmen Körpergerüche wahrgenommen! Scheinbar wird sich hier aufgrund des schnelleren Schwitzens im Alltag und nicht unbedingt durch Sport bedingt viel viel öfter gewaschen.
Von den Ghanaer/innen rauchen sehr wenige Zigaretten. Wenn geraucht wird, dann etwas anderes^^ ;) aber die Nikotinsucht der westlichen Welt, hat es nicht bis nach Ghana geschafft! Nirgendwo liegen Zigarettenstummel und es gibt rein zufällig keine Raucherbereiche oder „Hier ist rauchen Verboten“-Schilder.

Noch vor dem Deutschlandbesuch habe ich Christoph Weber aus Münchberg, alias Toffi, empfangen dürfen! :)

Er hat sich während der Weihnachtsfeiertage rar gemacht und diese in Ghana zusammen mit meiner Familie verbracht, bevor er dann mit Mo und Feli eine Ghana-Tour unternommen hat.

Ich find es so cool, dass er da war. Also falls du das liest Toffi, hier an dich:

Wir haben uns in Deutschland vor meiner Rückreise nach Ghana nochmal gesehn und ich hab sofort gemerkt wie genial es ist, jemanden zum reden zu haben, der viele Dinge im Bezug auf meine Familie und die ghanaische Kultur nachvollziehen kann. Fands richtig toll, dass du den Trip gemacht hast und bist jederzeit in diesem Jahr wieder eingeladen^^ Paulina wird dich übrigens als den „Das nicht scharfe Essen mögenden“ Christoph aus Münchberg in Erinnerung behalten :P

Liebste Grüße :)

Nachdem ich am 13.1.15 in Accra angekommen bin, hab ich mich aufgemacht zu Linda nach Abetifi. Wir hatten eine richtig tolle Zeit und ich hab eine richtig gute Freundin gefunden.

Sie kommt aus Schütttorf in Deutschland und ich glaube schonmal etwas über sie berichtet zu haben. Ich werde noch ein Bild von ihr posten, ihr könnt ja mal raten wie alt sie ist. Die Auflösung kommt im nächsten Blogeintrag :P

Ich hab mich in Deutschland so unglaublich wohlgefühlt, die Gemeinschaft genossen, das Skifahrn und Klettern genossen und mich im Heimatgefühl gesuhlt. Ihr seid alle verantwortlich für diese Erkenntnis zur Heimatliebe! Danke :)

Yebehyia bio!

Liebe Leute.

Heute ist der 18.02.2015.

Und ich schreibe Live aus dem Wooden.

Ich hab einige spannende Wochen hinter mir

Die Fastwoche
Die Zwischenseminar-Woche

Zur Fastwoche:

Ich habe bei einem Projekt unserer Kirche mitgemacht und von 00:00 – 18:00 nichts gegessen, von Montag bis Sonntag. Das Projekt blieb natürlich kein „Kirchenprojekt“ sondern wurde zu meinem eigenen, persönlichen. Und ich kann sagen:

Es war ne tolle Erfahrung, sehr interessant, sehr herausfordernd.

Probiert's mal aus :) Ich hab für mich mitgenommen wie wunderbar es ist, dass wir Essen immer und überall zur Verfügung haben! Und dass ich ohne genüssliches Essen wirklich ungenießbar werden kann...;P hehe

Zur Zwischenseminar-Woche:

Ich habe Caro, Marie, Annika, Christian und Frieder wiedergesehn und zusammen mit anderen Freiwilligen von Weltwärts aus Ghana und Togo haben wir uns über unsere bereits gemachten Erfahrungen ausgetauscht, über die nächsten 6 Monate geredet und uns gegenseitig inspirieren lassen.

Es war sehr schön und hat mich weitergebracht:

Ich kann und muss es noch viel mehr wertschätzen hier in Tamale zu sein.

Beim Erfahrungsaustausch ist mir aufgefallen, dass es mir wirklich sehr gut in meiner Familie, an meiner Arbeitsstelle, in meinem Leben geht. Dafür kann ich einfach nur dankbar sein.

Nicht jeder hat so eine tolles Fundament geschenkt bekommen.

Wir hatten während des Seminars auch einiges an Freizeit, waren im Meer schwimmen und im KINO! Wow, das hat mir wirklich gefehlt!...Übrigens: Jupiter Acendants is ein scheiß Film!...:D

In der Arbeit bin ich im Moment übrigens für das Aus-dem-Boden-Stanzen eines Internetcafés verantwortlich. Jasper ist mal wieder verreist, weshalb ich ziemlich auf mich gestellt bin. Aber es läuft schon.

Dem Chor lernen wir zur Zeit ein deutsches Liedchen: „Würdig das Lamm“ - und haben es mit der Version des „Revelation Song“s von den Newsboys verknüpft...ich glaub es wird gut :)

Es gibt noch ein paar ghanaisch Angelegenheiten, die ich hier teilen will:

Wie ihr bereits wisst, trinkt man in Ghana aus Plastiktüten. Was schonmal viel besser als die vorige Variante ist: Man hat Wasser an der Straße aus Regentonnen angeboten (Möglicherweise sogar gefüllt mit gutem Trinkwasser), allerdings wurde den durstigen Passanten immer und immer wieder das selbe Trinkgefäß gereicht wie 100 anderen zuvor auch. Somit haben sich Krankheitskeime ziemlich schnell ausbreiten können.

→ Jetzt liegen anstatt kranker Menschen in den Straßengräben und auf allen nur denkbaren freien Flächen abertausende der benutzten und achtlos beiseite geworfenen Plastiktüten! Neben den Trinktüten wird hier außerdem jede noch so kleine Ware in eine Plastiktüte verpackt oder sogar in 2, weil eine ja reißen könnte --- Man bemüht sich zwar ums Aufsammeln, aber das ist schließlich nicht die Lösung des Problems. Es gibt schon einige Initiativen, die sich mit der sinnvollen Verwertung des Plastiks beschäftigen: z.B. „Trashy Bags“ – Eine Label, das aus Trinktüten oder übriggebliebenen Stofffetzen, Einkaufstüten und Tetrapack neue, hübsche Gegenstände zaubert – Sporttaschen, Laptoptaschen, Federmäppchen, Kosmetiktaschen, Rucksäcke etc.

→ Trashy Bags gibt es nur in Accra (Hauptstadt Ghanas) oder im Internet.

Vll gefällt euch ja was: Es gibt sogar einen Online-Shop.

Den Geschäftsführer aus London hab ich bereits kennengelernt, cooler Typ ;)

http://trashybags.org/

(Ich weiß nicht wie das mit dem Bestellen von Deutschland aus funktioniert, ABER: Es gibt die Möglichkeit auf einen deutschen Anbieter zurückzugreifen. Jemanden, der die Ware von

Trashy Bags zB. in Deutschland verkauft, auf der Website von Trashy Bags zu finden unter:

CONTACT → FIND A RE-SELLER → dann wisst ihr selbst weiter)

Ich weiß nicht warum, aber in Ghana spielen nur sehr wenig Menschen Gitarre, eher Bass, Schlagzeug oder Keyboard

Im Moment hat es in Tamale tagsüber 38°C und in der Nacht 32°C, kuschlig warm ...und schweißnass!

Seit 2 Wochen babysitte ich nun jede Woche Donnerstag (und /oder Dienstag) den kleinen Albert. Der Sohn meines Chefs Jasper und seiner Frau Mary.

Mary ist wieder schwanger, arbeitet nebenbei und muss zur Zeit den gesamten Haushalt schmeißen, also hab ich beschlossen sie wenigstens an ein – zwei Morgen und Vormittagen (p.Wo.) zu entlasten.

Bisher hats gut geklappt, Albert ist 1 Jahr und 11 Monate alt und äußerst süß :)

Hätte mir nicht zugetraut es mit einem kleinen Windelpupser aufnehmen zu können, aaaaaber er „frisst mir aus der Hand“ ;P – Fotos folgen

Mo und Feli fliegen in ca. einer Woche zurück nach Deutschland :(

Diese Woche wird es eine gebührende Abschiedsfeier geben.

Ich soll einen Nachtisch mitbringen...Ich glaub, ich probier' mich an waschechtem Bananenbrot ;)

Bilder: Albert, Zwischenseminargruppe, Blick von der Hotelterrasse auf Meer und "Pool"

28.02.15

Liebe Familie und Freunde.

In den letzten Wochen habe ich einige kleine Reisen im nördlichen Teil Ghanas unternommen:

Zum einen war ich in Kentampo, der Geburtsstadt von Mama. Hier wird die lokale Sprache: Mo, gesprochen. Auch Francis(es) (16 jähriger „Bruder“, eig adoptiert von Mama und Papa) leibliche Eltern leben in Kentampo. (Dem „Mittelpunkt Ghanas“)

Wir haben ihnen einen Besuch abgestattet. Sie leben wirklich sehr ärmlich als Farmer in Lehmhütten, müssen ihr Wasser von einer abseits vom Dorf gelegenen Pumpe holen und für ihren Lebensunterhalt schwer arbeiten.

Francis war trotzdem stolz mir seine „Heimat“ zeigen zu können und hat mich und Sampson zu einem kleinen Wasserfall geführt, an dessen Fuß man gut schwimmen kann. War ein wirklich idyllisches Plätzchen, verlassen und schön.

Übrigens können sehr wenige Ghanaer schwimmen. War sehr überrascht, dass Francis so gut darin ist. Sampson hatte da immer noch seine Problemchen.

Die zweite Reise ging nach Damango, bzw. in den Mole-Nationalpark: Safari

Es hat sich zu 100% gelohnt!

Linda ist im Moment mit ihrer Schwester und ihrem Schwager in ganz Ghana unterwegs und verabschiedet sich gebührend, bis sie in gut 2 Wochen nach Deutschland zurückfliegt.

Ich hab das Trio in den Mole-Nationalpark begleitet.

Nachdem ich erstmal meinen Wecker überhört und meinen Rekord in Sachen Rucksack packen und in Alltagsklamotten schlüpfen aufgestellt hatte, bin ich ins nächst beste Taxi gesprungen und hab dem Fahrer filmartig befohlen: „To Metrostation, as fast as you can!“

Der Motor des Busses war zwar schon angelassen, aber der Fahrer hat noch genüsslich sein Frühstück verspeist, als das Taxi mit quietschenden Reifen, nach dem Überfahren einer roten Ampel und dem Anfahren eines Schafs auf dem Vorplatz der Metrostation eingetroffen ist.

Ohne Witz! :D

In Mole war es super schön!!

Das Mole-Motel ist sehr ordentlich und bietet einen Pool, gutes Essen und netten Service.

Ich hab mich gleich wohl gefühlt, obwohl wir nur eine Nacht dort verbracht haben!

Am ersten Tag haben wir eine Jeep-Safari unternommen:

Oben auf dem Jeep sind einige Sitze befestigt auf denen wir vier, ein Guide mit Schrotflinte oder so (kenn mich da ja nicht so aus^^) und ein anderes holländisches Ehepaar Platz gefunden haben.

Der Mole Park ist zur Zeit total vertrocknet und von Buschfeuern geprägt, das führt leider dazu, dass es wenig Tiere zu sehen gibt mit der Ausnahme von ELEFANTEN, die sich jeden Tag aufs Neue zu den Wasserlöchern aufmachen, um etwas Abkühlung zu genießen.

Durch den Jeep konnten wir ziemlich weit in den Park hineinfahren und haben auch Geier, Krokodil (augen...immerhin ;P) und Antilopen gesehn. Einer der Elefant war nicht besonders erfreut über unsere Anwesenheit und ist ziemlich wütend geworden (weshalb schnell aufs Gaspedal getreten wurde), aber die anderen waren sehr friedlich gestimmt. :)

Am nächsten Morgen stand die Fußtour an: Wir sind durch den Park direkt zu den Wasserlöchern gelaufen und nach einiger Zeit kamen sie! ...Wow!

Ein Elephant ist ca. 3 Meter an unserer Gruppe vorbei gelaufen, ist stehengeblieben, hat gebrüllt und seinen Marsch fortgesetzt. Die Guides hattn scho ihre Gewehre im Anschlag und das Adrenalin hat gepocht... War ein unvergesslicher Gänsehautmoment!

Nach der Tour und Frühstück sind wir dann wieder aufgebrochen Richtung Tamale und ich hab meinen zweiten nordghanaischen Ausflug beendet. Einen möchte ich hier noch machen: In eins der Hexendörfer, aber davon mehr, wenn es soweit ist.

Die Trockenzeit hat natürlich nicht nur Einfluss auf die Vegetation des Mole-Nationalparks, sondern auch auf den Wasserhahn in meinem Badezimmer, der seit 4 Wochen nicht mehr fließen möchte.

Aber beschloss seiner Trotzigkeit ein Ende zu bereiten während ich nicht da war und das ganze Bad zu überschwemmen, ein schöner Wilkommensgruß, den ich mit Lappen und Eimer gleichermaßen erwidert hab :P

Nicht dass ihr denkt ich hab mich 4 Wochen nicht gewaschen! Es gibt natürlich eine Wasserstelle im LTC (Lay Training Centre), von der wir täglich schöpfen → das heißt: meine geliebte Eimerdusche.

Ghanaer nehmen es mit der Körperpflege übrigens sehr sehr genau: Zumindest unterhalb der Haarwurzeln!

Standard ist, sich 2 Mal am Tag: morgens und nach getaner Arbeit zu waschen.

Die Haare werden jedoch meist nur einmal innerhalb von 2 Monaten gewaschen.

Warum?

Dazu erstmal ein Exkurs:

Das Haar meiner Mama (zB) ist wie bei den meisten Ghanaern sehr sehr trocken und brüchig. Werden die Haare länger, brechen sie einfach ab anstatt zB Spliss zu entwickeln.

Das liegt aber auch an den hohen Außentemperaturen in Afrika, auch mein Haar sieht hier anders aus und nicht unbedingt gesund^^

Wäscht sich Mama die Haare stehen sie in alle Richtungen ab und sie bekommt Probleme ihren „Afro“ zu bändigen.

Das Waschen wird also alle paar Monate vom Friseur übernommen, der außerdem folgende Haarstylevarianten anbietet:

Abrasieren, Zöpfe binden (mit oder ohne Extensions), Perücken

Es gibt unterschiedliche Arten Zöpfe zu binden, welche die an die Kopfhaut geflochten werden, andere eben nicht, dann gibt es noch eine Art, die wir vll als „Rasterzöpfe“ bezeichnen würden, und noch viele mehr.

Tatsache ist, dass ein Friseurbesuch Schmerzen nach sich zieht (Kopfhautüberreizung) und dass sich unter den mit dem Haar verknüpften Perücken oder den Extensions oft Schweiß sammelt, der für einen Juckreiz sorgt, der nur durch einen weiteren Friseurbesuch beendet werden kann.

Das klingt vll unappetitlich, allerdings finden es Ghanaer auch nicht besonders ansehnlich, dass wir uns meist nur einmal pro Tag waschen und ekeln sich zB davor.

Andere Länder, andere Sitten.

Und es ist wirklich auffällig, dass ich noch nie einen stinkenden Ghanaer erlebt habe!

Man sitzt so oft aufeinander, zB in Trotros (Kleinbussen), Taxis oder Wartestationen aber noch NIE habe ich einen unangenehmen Geruch wahrgenommen!

Auf die körperliche Sauberkeit wird wirklich geachtet.

Auch wenn der Blogeintrag heute ziemlich lang ist, möchte ich noch etwas zur ghanaischen Lauten- und Körpersprache beifügen:

Ghanaer haben so wie Deutsche und Franzosen, Engländer und Chinesen auch, ihre eigenen Laute, die sie für „Ja“, „Nein“, „Waas, echt?“, „Ja, ok, habs verstanden“ usw. im frühen Kindesalter aufschnappen und anwenden.

Ich kann diese Laute hier in schriftlicher Form, schlecht wiedergeben, aber:

Jedes mal Schmunzeln muss ich, wenn sich hier jemand Aufmerksamkeit verschaffen möchte.

„Hello?“ darauf folgt ein einstimmiges, langgezogenes „Hiiiiiii“

Anfangs dachte ich der Fragende wird verkohlt :D, ihr müsst nur mal überlegen, wenn ihr „Hallo?“ sagt um auf euch aufmerksam zu machen, erwartet ihr dann eine Antwort?^^ In DE zumindest nicht :D

Und zum Kapitel Körpersprache:

Jetzt, wo ich auch einige männliche Freundschaften aufgebaut habe, wird mir bewusst wie viel körperlicher die Menschen in Ghana mit ihren Freunden umgehn.

Irgendwann hab ich scho von den händchenhaltenden Männern berichtet, aber auch nicht-gleichgeschlechtliches Händchenhalten hat nicht unbedingt was zu bedeuten!

Von einem meiner besten Freunde, „DD“ oder David, wird mir ständig die Hand gereicht, werde ich umarmt oder am Kinn gepackt, obwohl dieser in einer glücklichen Beziehung ist. Natürlich handelt hier nicht jeder gleichermaßen, aber es kommen keinerlei Gerüchte oder skeptische Blicke auf, wenn sich jemand im freundschaftlichen Sinne folgendermaßen verhält.

Klar war das am Anfang ungewohnt für mich und auch jetzt weiß ich noch nicht so recht, wie ich auf das Händchenhalten reagieren soll, aber ich weiß, dass ich auf der „sicheren Seite“ bin und finde es eine interessante Erkenntnis.

Liebe Grüße.

Und genießt die restlichen Wintertage :)

Mehr Bilder kommen im nächsten Blogeintrag...

05.05.15:

- Marie und ich während der Inbesitznahme Frieder's Liege...muhahaha (Zwischenseminar)

- Mein Arbeitsplatz - das fertig gestellte Internetcafé und die eingeräumte Bibliothek (Vergleicht mit den Bildern zu meinem Arbeitsplatz im Oktober/November)

- Pumbaaaaaas! :) im Molepark

- Die Jeeptour und ghanaischer Sonnenuntergang :)

- Elefantenbad, Linda und ich

Heute ist der 29.03.15

Ich hab in den letzten Wochen einige Reisen im Salaga District unternommen.

Mein Chef Jasper Maas und Rev. Ernest Amo-Aboagye haben vor einigen Monaten das Projekt: „Children's Service Training“ ins Leben gerufen.

Sie haben bereits den Yendi District, den Tamale Rural District und den Damango District besucht, sind in jedes einzelne Dorf gefahren, in dem eine Presby Church steht und haben über das Training informiert, Materialien (Themenbücher für jeden Sonntag im Jahr) ausgegeben und Informationen über die Kinder- und Lehreranzahl gewonnen.

Genau das haben wir vor 2 Wochen im letzten zu bearbeitenden Distrikt „Salaga“ auch gemacht.

Die Reise ging los, am Montag um 4 Uhr.

Nachdem unsere 3 Matratzen auf der Ladefläche des Pickups festgezurrt waren, sind wir Richtung Südosten aufgebrochen.

Die zweistündige Fahrt hat mir vor allem zum Ende hin ein leicht schwummriges Gefühl bereitet, da sich die zuvor gut geteerte Straße, nach einer Stunde in eine rotstaubige Huckelpiste verwandelt hat...!

Wir haben hier und dort Besuche abgestattet, wurden ständig zum „Tea“ eingeladen oder wenigstens zu ein paar Beuteln Wasser, was unsere Reisepläne, wie zu erwarten war, über den Haufen geworfen hat.

Wir sind von Dorf zu Dorf gefahren und haben unsere Mission erfüllt.

Mit uns gereist ist außerdem der Verantwortliche für Kindergottesdienste in Salaga und Umgebung (Umgebung bedeutet zB auch 3 Stunden von Salaga entferntes Dorf von 30 Einwohnern): Silas.

Ein aufgedrehter, lauter, jeden kennender und sehr sehr gutherziger Mittelpunktsmensch, mit unverwechselbarem Lacher :)

Der erste Tag war schnell zu Ende und schon jetzt war ich hundemüde, obwohl sich mein Text ziemlich in Grenzen gehalten hat (Auf den meisten Dörfern wird Englisch nicht besonders gut gesprochen, Dialoge fanden also meistens in Gonja, Dagbani, Twi oder Konkomba statt). Aber diese Fahrerei...

die mir auch am zweiten Tag ziemlich auf die Bauchorgane geschlagen ist! Hehe

Dazu später mehr

Erstmal haben wir in dem Innenhof eines Häuserdepots geschlafen, ohne Dach, bei sternklarem Himmel. Ich meine noch nie so viele Himmelskörper auf einem so schwarzen Hintergrund gesehen zu haben.

Silas war motiviert bei der Sache unsere Moskitonetze quer über den Hof zu spannen, was eine herrliche Idee war.

Durch das kühle Windchen, das uns um die Nasen geweht ist und durch das Universum, von dem man sich beobachtet, an dem man sich ganz nah gefühlt hat, ließ es sich wirklich sehr gut schlafen.

Ach, ich liebe die Nacht!

Am nächsten Tag ging die Reise weiter und nur nach wenigen Kilometern, verabschiedete sich der zum Frühstück getrunkene Erdbeertee aus meiner Magengegend Richtung Dirty Road.

Ich bin geradezu aus dem fahrenden Auto gesprungen, als es schon losging.

Beobachtet und Kommentiert von einigen Farmern, die sich das Grinsen nicht verkneifen konnten^^

Diese „Obroni“, so empfindlich...

Die zweite Nacht haben wir in einem Lehmhüttendorf verbracht, wieder unter freiem Himmel.

Der Schlaf wurde allerdings von dem Geheul und Geschrei eines Hundes gestört, dessen Genital beim Spielen mit einem seiner Kumpanen weggebissen wurde...autsch...

Während die Besitzer in DE direkt zum Tierarzt gerannt wären, so wurde der Hund in Bolne zu allem Übel weggesperrt und darüber gelacht. Man baut hier meist keine Beziehungen zu den Tieren auf.

Zum Frühstück bekamen wir bereits frittiertes Yam gereicht, sozusagen ghanaische Pommes, mit Bohnen und Pepper.

Als Farmer muss das Frühstück eben üppig sein.

Es ging weiter bis nach Lacamp.

Von Lacamp aus wollten wir Lompe erreichen. „Das Dorf jenseits des Ufers“ (Aus Lacamper Sicht)

Nach gut 2 Meilen Fußmarsch waren wir am Fluss angelangt und wurden mit einem Kanu, 30 Minuten lang über den Fluss gepaddelt (von einem 10 jährigen Jungen). Wir dachten der Strom müsste nur überquert werden, aber nein, seinem Verlauf musste einige Zeit gefolgt werden.

Silas war eifrig damit beschäftigt das Boot trocken zu halten und die Wassermengen aus dem Kanu zu schaufeln^^...

„Are there crocodiles in the water?“

„Ooooh, noooooooo...I mean, I don't think so...“

Von diesem Kommentar an, hab ich meine Hand nicht mehr ins Wasser getaucht!

Am anderen Ufer angekommen:

Ich hab noch nie so viele Schmetterlinge auf einmal gesehn.

2 Frauen haben dort gewaschen, auf ihrem Rücken, in Tücher gebunden 2 Kleinkinder.

Und um sie rum: Schwärme weißer Schmetterlinge.

Dieses Bild werd ich nicht mehr vergessen...

Von dort aus ging es unerwartete 3 Meilen weiter, bis wir in Lompe erreicht hatten. Es wurden uns eine Hand voll Erdnüsse zur Stärkung gereicht und dann ging es wieder zurück.

Irgendwie hatte ich schon vorher festgestellt, dass meine handgearbeiteten Lederflipflops wohl nicht für Wanderungen gemacht waren.

Eine sichtbare Bestätigung zeigte sich auf dem Rückweg.

Soeben hatte man beschlossen den Fluss NUR zu überqueren und anschließend den längeren Pfad nach Lacamp zurückzulaufen, da riss mein linker Schuh...

Tapfer zog ich ihn aus und meinte, dass ich auch ohne weiterlaufen könnte.

Das konnte ich auch für eine Minute, bis ich feststellte, dass die Mittagssonne den sandigen Trampelpfad, ein wenig, erhitzt hatte!

Wir befanden uns auf einem halben Meter breiten Weg, links und rechts nordghanaische Buschlandschaft, die Sonne prallte auf uns herab, der Boden verbrannte meinen Fuß:

Wegn Letzterem musste ich Rennen.

Wer schonmal barfuß auf hartem Untergrund gelaufen ist, weiß, dass die Ferse dementsprechend zur Mitleidenschaft gezogen wird.

Die Sonne brachte mich ins Schwitzen, mir ging es angesichts der Huckelstraßen immernoch nicht besonders gut und die Anstrengung setzte unerahnte innere Aufwärtskräfte in Gang.

Jasper, Silas und Co. Blieben hinter mir zurück, während ich alleine im Busch joggen ging. Und der Weg schien endlos!

Hier ne Kurve, da ne Kurve. Yeeeesssss, hier mal ein Baum, der Schatten warf.

Ich wollte stehn bleiben, weil mir der Fuß weh tat und mir schlecht und heiß war, aber das konnte ich nicht, weil ich mich sonst verbrannte!

Ich war so sauer und genervt, dass ich zwischen Wutanfällen und Heulattacken hin und her pendelte, nach einem Stolperer Äste anschrie und Tränen vergoss.......... - Ein Bild für Götter! :D

Nach ca. 3 Meilen konnte ich dann endlich die ersten Häuser von Lacamp sehn. Vor lauter Freude riss mir gleich der andere Flipflop..:D

Die letzten 600 Meter bis zur Kirche des Dorfes, unserem Treffpunkt, waren die schlimmsten 600 Meter, die ich jemals zurückgelegt habe. ABER

Wenigstens kann ich jetzt von mir behaupten, dass ich schonmal allein in der Steppe Afrikas barfüßig Joggen war, kann ja ned jeder von sich behaupten ;P

Eine Woche drauf haben wir Salaga ein zweites Mal besucht, aber nicht 4 Tage lang, sondern nur 2, um das Seminar abzuhalten.

Ich hab die Aktionsongs übernommen, wie „Vater Abraham“ etc., um den Lehrern einige neue Ideen für ihre Gottesdienste mitzugeben.

Übrigens regnet es bei uns jetzt wöchentlich.

Ich habe „schlechtes Wetter“ sooo vermisst.

Dass einem die Pläne durchkreuzt werden und man stattdessen daheim bleibt und sich etwas ausruht, nen warmen Tee macht und die Glotze einschaltet, das Geräusch des Regens, die Kühle, der Geruch. :)) Ja, ich bin genießerisch.

Liebste Grüße.

Morgen findet bei euch die Zeitumstellung statt, das heißt, wir sind wieder 2 Stunden von einander entfernt.

Ist es bei euch 18 Uhr, ist es bei mir 4 pm, 4 Uhr nachmittags.

Schöne Frühlingstage. Bis bald.

Bilder: Ufer Lacamp, ein See in Salaga, Eines der Dörfer, ALBERT :)

Guten Abend, 15.04.2015

Waaaas gibt es neues zu berichten? -

OSTERN

Alle Jahre wieder, kommt das Osterfest.

In Ghana ist der Brauch Eier zu bemalen, Osterhasen zu basteln und Hefezöpfe zu backen mehr als nicht verbreitet.

Wisst ihr eig warum wir zu Ostern Eier färben?

Ich wusste es nicht und hab mich mal informiert:

Der Hase steht irgendwie für Fruchtbarkeit und das Ei ist ja der Inbegriff von Fruchtbarkeit und dem Entstehen neuen Lebens – zurückzuführend auf die Auferstehung Jesu Christi (das ist bestimmt Teil der Erklärung, aber würde das Bemalen nicht wirklich erklären)
ABER, für mich noch logischer nachzuvollziehen → In einer Zeit vor elektronisch betriebenen Kühlschränken und Gefriertruhen, hatte man durch die Fastenzeit ein Problem mit vergammelnden Eiern.

Um diese auch nach der Fastenzeit noch essen zu können, wurden sie gekocht und gelagert.

Zur Unterscheidung der gekochten, „alten“ Eiern von den rohen, frischen betupfte man erstere mit Punkten, Linien, Verschnörkelungen etc. oder färbte sie eben gleich ganz.

OSTERABLAUF IN MEINER KIRCHE:

In meiner Gemeinde fand von Montag bis Mittwoch ein Abendprogramm statt, daraufhin folgte das Feiern des letzten Abendmahls am Donnerstag, dann ein Gottesdienst am Karfreitag und am Ostersonntag. Abschließend veranstaltete die Kirchengemeinde am Ostermontag ein riesiges Festessen. Alle presbyterianischen Kirchen Tamales (4 an der Zahl) hatten Fußballteams zusammengestellt, die zur Vergnügung aller Versammelten, nach dem Picknick gegeneinander antraten...kA wer gewonnen hat...denn

Von Freitag morgen an kann von keinem persönlichen Live-Bericht meinerseits die Rede sein ;)

MEIN OSTERN

Ich hatte mich entschlossen über die Feiertage nach Abetifi zu reisen, um an dem landesweit bekannten „Easternfestival“ teilzunehmen.

Zusammen mit Caro und Marie (Freiwillige die von DE aus mit mir nach GH aufgebrochen sind), statteten wir Teacher Yaw einen Besuch ab, versorgten uns morgens wie abends mit Bananen, Avocados, Nüssen und Köstlichkeiten der Straßenküche, (gebratene Nudeln mit Ei, Gemüse und Fisch/Fleisch, Bofrots (Teigbällchen), Reisgerichte) schauten uns das ungewohnte Treiben in der normalerweise ruhigen Stadt an und warteten stundenlang...tagelang...auf DEN Flug.

Eine der besonders spannenden Aktivitäten während des Osterfestivals ist nämlich das Paragleiten.

Nach wirklich endlosem Warten: Cool!

Nach geglücktem Start schwebte ich mit dem japanischen Piloten Naohisa Okada über die kleine Stadt Nkawkaw und deren Wellblechdächer hinweg. An diesem Punkt muss gesagt werden, dass es einem beim Paragleiten echt schlecht werden kann. Daran hatte ich zuvor überhaupt nicht gedacht. War aber nicht so schlimm, ich war ein bisschen zu geflasht von allem. In der Luft war es auf einmal so ruhig und friedlich, hatte mit meiner Vorstellung von Extremsport kaum was zu tun BIS wir zu einigen Spiralen Richtung Erdboden ansetzten. MEIN GOTT, wirken da Kräfte!

Ich möchte an der Stelle nochmal explizit 3 Personen vorstellen, die mir hier in Ghana sehr wichtig geworden sind:

Enya Stoy, Iris Kaufmann und Joel ...(uppsi^^)

Enya ist mit mir in Vessels of Praise. Sie ist unsere unglaublich gute Pianistin und mir eine wahre gute Freundin geworden. Sie ist Schweizerin mit oberfränkischen Wurzeln!! Ein Großelternpaar lebt in Bamberg :)

Iris und Joel hab ich beide durch Enya kennengelernt, sie sind alle 3 mit der gleichen Organisation unterwegs.

Iris kommt aus der Nähe von Basel, aus Deutschland. Joel kommt aus Südtirol und kann kein Ski fahrn..!! :D ...How...SMH! („Shake my head“ – sehr beliebtes Abkürzel in meinem ghanaischen Freundeskreis)

Wir machen fast jede Woche etwas zusammen und ich kann euch gar nicht sagen, wie dankbar ich Gott bin, dass sich unsere Wege gekreuzt haben!

Wir sind alle Drei sehr gläubig und bereichern einander mit unglaublich interessanten Gesprächen. Außerdem sind wir ein lustiger Mix an Persönlichkeiten, der sich irgendwie ergänzt.

Hier ein Bild von einem unserer Pfannkuchentage. Joel ist leider auf keinem Bild abgelichtet, das ich hab!

Arbeiten tu ich übrigens auch noch^^

Im Moment bin ich vor allem für das gestalterische Design unseres Centers verantwortlich. Ich erstelle Plakate, zeichne Baupläne etc.

Interessant:

Der Mond nimmt in Ghana nicht seitlich ab oder zu, sondern von oben nach unten bzw. andersrum.

Liegt dann wohl an der Südhalbkugel. War mir davor nicht bewusst o.O

Und zum Schluss, möchte ich an jemanden gedenken:

An Kai Ostermann

Einen meiner Klassenkameraden, der uns am 1. Mai 2015 verlassen hat.

Auch wenn wir uns nicht sonderlich gut kannten, merkt man wie stark einen die Schulzeit verbindet, der Jahrgang zusammenschweißt. Auch mich hat die Nachricht von seinem Verlust sehr getroffen.

„Die Hände haben wir schon oft gefaltet, Gebete um Gesundheit, um Heilung, um Verschonung und um Gelingen. […] Die Kriege sind nicht weniger geworden, die Unglücksfälle nicht, so wenig ist heil. Verstehen wir einfach die Wege nicht, die du mit uns gehst? [...]“ Gerhard Engelsberger

Wie Hiob, können wir nur auf einen Gott der Liebe und Güte vertrauen.

Ich wünsche seiner Familie und all seinen Freunden Kraft, inneren Frieden zu finden.

Heute ist der 18.07.15

Einige Wochen, Monate sind seit meinem letzten Eintrag vergangen und ihr müsst mir verzeihen. Aber ich merk garnicht wie die Zeit vergeht. Anfangs hatte ich einen kleinen Abreißkalender: Jeden Morgen hab ich mich langsam mühsam aufgerappelt, gegähnt, mein Gesicht gerieben und nach dem Papierblock gegriffen. Mittlerweile liegt er verborgen unter einer dünnen Staubdecke, aufgeschlagen auf dem 9. März 2015.

Die Zeit verfliegt. Ich hatte mich darauf vorbereitet, aber es kommt einem trotzdem sehr irreal vor.

Am 15. Juli ist Enya in die Schweiz zurückgekehrt, Joel wird uns Anfang/Mitte August verlassen, Iris, dann mich, Ende August. Das ist alles nicht mehr weit hin...Anfang September verlasse ich Tamale.

Schon jetzt werde ich eher sentimental. Andererseits freu ich mich auf meine wunderbare Familie, meine Freunde... EUCH.

Nja...und dann hol ich mich immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück und sage mir, es sind ja noch gut 2 Monate, nutze sie anstatt rumzujammern und freu dich auf Daheme!

Was ist eig so passiert in der Zwischenzeit?

Hmm viel cooles für mich und wenig interessantes für euch, weil ich nicht wirklich viel darüber erzählen kann.

1. Ich hab einige Freundschaften um ein weiteres vertieft und bin überwältigt, dass ich so wunderbare Menschen kennenlernen durfte/darf und wir bereits nach so kurzer Zeit derartig miteinander lachen, diskutieren und über das „unfaire Leben“ klagen können.

2. Meine Eltern und meine Schwester haben mich für 2 Wochen besucht.

Es war für mich am Anfang ein komisches Gefühl meine Familie jetzt, hier in Ghana zu empfangen. Tamale und alles drum herum hatte ich selbst für mich entdeckt und selbst zu meiner 2.Heimat gemacht. Hier hatte ich das Gefühl sehr unabhängig, selbstständig zu sein, alleine klar zu kommen. Und jetzt weihte ich meine Familie in diese „Welt“ ein, die ich nun nicht mehr erklären musste, sondern die sie nun selbst sehen, fühlen, schmecken und hören konnten. Von der sie sich nun selbst einen Eindruck machen konnten, der nicht auf meinen Worten aufbaute, sondern auf dem was sie selbst erlebten. Und das machte mich etwas nervös. Ich wollte, dass ihnen Ghana gefällt, ich wollte, dass sie feststellen, dass ich in diese Welt passte und dass ich sie kannte und dass sie sich sicher fühlen konnten.

Schonmal im Voraus: Ich habe so wunderbare Eltern; Ich bekam ihr Vertrauen, den gesamten Urlaub von Vorne bis Hinten durchzuplanen und mich um alles zu kümmern.

Nachdem sie in Accra angekommen waren, nahmen sie ein Flugzeug nach Tamale. Dort konnten sie einen schön langen ghanaischen Gottesdienst in meiner Kirche miterleben...4 Stunden lang..., einen Auftritt von Vessels of Praise und eine kleine Blamage. Ich hatte ihnen ja voller Schadenfreude angekündigt, dass sie sich dann vor der Gemeinde vorstellen müssen. Letztendlich wurde jedoch ich dazu berufen und eiskalt erwischt. Nach kurzem Gedächtnisverlust, bezüglich des Namens meines Vaters, hatte ich mich schließlich wieder gerafft und beendete die Vorstellung meiner Familie bravourös. Immerhin.

Allerdings trieb meine liebste Mutter das Ganze noch auf die Spitze. Als es an der Reihe war die Kollekte einzufordern, die Gemeinde in Reih und Glied zum Gabentopf tanzte und Scheinchen hineingleiten ließ, tanzte Frau Susann Schnabel voller Inbrunst nach vorne, wackelte gekonnt am Gabenpot vorbei und kehrte voller Stolz an ihren Platz zurück. Nadja wies meine Mutter sanft darauf hin, dass man das Geld eigentlich in den Pot hätte werfen sollen. „Na wo isn des scheiß Ding?“ rief meine Mutter da über die frommen Gesänge der Gemeinde hinweg.

Nadja und Mama prustend und Papa kopfschüttelnd wurde in einem 2. Versuch etwas mehr gegeben.

Die Ältesten der Kirche waren recht belustigt :D

Nachdem wir die Tage in Tamale vor allem mit Besuchen und Geschenkeaustragungen verbracht hatten, ging es zum Mole Nationalpark. Nachdem wir uns die Bustickets nach Larabanga ERKÄMPFT hatten, besichtigten wir die älteste Moschee in Ghana (in Larabanga) und machten uns dann auf zum Mole Motel, aßen etwas und begannen sofort mit der Jeeptour ins „Outback“. Wir haben Gazellen gesehen, Elefanten, Termiten usw. Wahnsinnig beeindruckend!

Von Mole aus ging es für eine Nacht zurück nach Tamale, dann Richtung Kumasi, zur Bekundung des Kumasi Markets, dann nach Kakum, Cape Coast, Elmina und schließlich Busua.

Dort hatten wir einen Strand und ein Hotel völlig für uns alleine, haben Surfkurse genommen und uns entspannt. War recht idyllisch.

Wenn man mit „Touristen“ in Ghana zusammen ist, dann fallen einem selbst natürlich wieder viel mehr Dinge auf, die einem mittlerweile schon als normal vorgekommen waren.

Eines davon waren womöglich der Lebensstandart, die Beschaffenheit der „Dusche“ beispielsweise oder die Schärfe des Essens und die Hitze, aber vor allem auch die Freundlichkeit der Menschen.

Noch ein paar andere Beobachtungen der letzten Wochen:

Ich habe den kleinen Wagen gefunden, also das Sternbild...allerdings steht er in Ghana auf dem Kopf.
Der Mond nimmt nicht sichelförmig seitlich ab und zu, sondern von oben nach unten oder von unten nach oben (hab ich das schonmal berichet?)

und Erlebnisse:

Ich habe mit der finanziellen Unterstützung meiner Eltern eine Gitarre für Alex gekauft, die bei unseren Morning- oder Evening Devotions stets „Anklang“ findet.

Zur Zeit regnet es immer häufiger in Ghana, aber noch lange nicht genug. Die Regenzeit fing in früheren Tagen relativ verlässlich Ende März an und setzte sich mit einer kurzen Unterbrechung fort bis zum September. Dieses Jahr ist im Norden Ghanas bis Anfang Juli kaum ein Tropfen gefallen Viele der Bauern verarmen und man redet wohl auch schon von Verhungern. Jeder der möchte, kann sehr sehr gerne für Regen im Norden Ghanas beten. Im Süden gibt es wohl genug.

Der klimatische Wandel zeigt seinen Stachel.
Ich habe einen wunderbaren Geburtstag gefeiert. Enya und Iris haben mir ein geniales, griesbreiiges, pfirsiches, ananasiges, müsliches, milchiges, selbst gebackenes brotiges, nutellaliches, honigliches Frühstück bereitet. So viele Spezialitäten auf einmal!! :) Danke nochmal dafür. Im Anschluss daran hatten sie mit Untersützung von Joel eine Geburtstagsparty (eine Kleine) für mich organisiert. Es war so herrlich, wir hatten glaub ich gut 10 Kuchen beisammen, ich wurde ordentlich gepondet (Mit Wasser überschüttet, nach ghanaischer Sitte), mir wurden Lieder gesungen. Und als ich schon dachte es kann nicht besser werden, hatten wir noch eine wunderschöne familiäre Lobpreiszeit, mir wurde mein 2. liebstes ghanaisches Lieblingsessen gekocht (fried rice) (das beste ist übrigens Rice Ball mit Palmnutsoup) und plötzlich kommt Iris durch unsere Tür spaziert und meint, dass sie hier ist mich abzuholen. „Weils noch lang nicht zuende ist! Hehe :P Pack deine Sachen, du wirst bei Enya übernachten“ o.O waaas? → Enya hatte einen riesen Spieleabend für Iris, Joel und mich organisiert und es hat soo viel Spaß gemacht und den Tag grandios enden lassen. Diesen Geburtstag werde ich garantiert niemals vergessen, meinen 19., auch wenn viele Menschen gefehlt haben, aber besser hätte es angesichts dieser Tatsache wirklich nicht laufen können! ES WAR GRANDIOS! Danke Herr, danke Enya, danke Iris, danke Joel, Mama, Papa, Francis, Abi, Samy, Alex!!

Und vielen Dank euch allen für die lieben Glückwünsche :)
Mein neues Arbeitsprojekt: Das Magazin NORTHERN VOICE, das ich für das Nördliche Departement der Presbyterian Church erstellen soll. Für die letzten paar Monate darf ich also Journalistin spielen, habe schon einige Interviews geführt und bin viel am tippen...

Das Ende rückt immer näher und langsam fängt man an sich von Erlebnissen, Ereignissen und Eindrücken zu verabschieden, so wie die letzte ghanaische Hochzeit, die ich von einer näher bekannten Person hier in Ghana erleben werde...etc.

Ich weiß:
Meine Skypeunterhaltungen und mein Kontakt nach Hause sind weniger regelmäßig geworden (jaaa und auch meine Blogeinträge), aber nicht weil ich nicht vermissen würde, sondern weil ich hier jede Sekunde genieße. Und nicht merke wie die Zeit verfliegt.
Natürlich freue ich mich auf Deutschland: Auf meine Familie und meine Freunde, darauf an die Uni zu gehen und wieder etwas Luxus genießen zu können.
Aber momentan überwiegt die Traurigkeit, auch weil man nicht weiß: Kehrt man wieder zurück? Und wenn ja, wie viele der hier entstandenen Freundschaften halten die Distanz und die Dauer bis zum nächsten Besuch oder längeren Aufenthalt durch? Schließlich konnte ich an den Bekanntschaften hier weniger lang arbeiten, als an meinen deutschen Freundschaften, um die ich mir angesichts des einjährigen ÖFPs keine Sorgen machen brauchte.
Niemals hätte ich gedacht, dass ich ein Jahr ohne Dusche oder Badewanne aushalten würde, Monate ohne fließendes Wasser, wochenlange Stromprobleme...ein Jahr ohne deutsche Spezialitäten, Erdbeeren, das Ausleben meiner sportlichen Hobbies.
Und doch...ich hab es geschafft und obendrein einiges fürs Leben dazugelernt und viele neue Hobbies hinzugewonnen. Ich habe mir Zeit genommen für Dinge, die in DE oft hinter dem abendlichen 20:15 Uhr Fernsehprogramm standen und ich hoffe sehr, dass die Verschiebung meiner Prioritäten auch in Deutschland „Fuß fasst“.
Zum Beispiel mache ich mir hier kaum Gedanken darüber, was ich anziehe (Außer der Frage, ob der Rock/die Hose lang genug ist) oder wie ich mich frisiere (Außer zum Gottesdienst). Generell schaut man hier nicht besonders oft in den Spiegel und das tut mir, persönlich, richtig gut! Die ständigen Gedanken über das äußere Erscheinungsbild verschwinden...und man erfährt eine neue Art von Freiheit.

Mit der Zeit hab ich verstanden mich anzupassen und Alternativen zu finden.
Schon allein beim Essen: Ein Jahr Sommer ohne Eiscreme? → puhh ok...
Aber schnell hab ich hier das ghanaische Produkt: Fan Milk, entdeckt und in meinen wöchentlichen Speiseplan aufgenommen...hehe
Außerdem gibt es immer die Möglichkeit Pakete aus Deutschland zu empfangen, in denen allerlei Köstlichkeiten zu finden sind...aus der Tüte...aber das hat meine Freude nicht im Geringsten gedimmt: Kartoffelpüree, Nudelsuppe, Milchreis, Schokolaaaadeeeee usw.

Auch im Bereich Sport:
Ich hatte ja schon von dem Stadion in Tamale berichtet, in dem ich wöchentlich joggen gehe.
Auch wenn es lästig ist ständig im Kreis zu laufen und nicht von sich wandelnder Natur umgeben zu sein, konnte ich meinem Sportlergeist treu bleiben.

Alles in allem: Es gab Zeiten, die nicht rosig waren, weil ich mich wieder auf neue Gegebenheiten einstellen musste oder ich Probleme hatte mich in manchen Bereichen anzupassen.
Aber wenn man will, kann man sich selbst treu bleiben und trotzdem etwas Neues für sich entdecken und Neues annehmen, wenn auch auf seine eigene Art und Weise.
Zum Beispiel: Die Gebetszeiten in unserer Kirche, die meist in Dämonenaustreibungen endeten.
Zuerst einmal: Schockierend.
Ich kehrte dem Ganzen aber nicht den Rücken zu, sondern ich fragte nach, gewöhnte mich daran und begann die Gebetszeiten für mich wunderbar zu nutzen, den Tumult auszublenden und sich völlig unbeobachtet im Gebet mit anderen zu fühlen.

Das klingt grad so, als wenn ich gerade meinen letzten Blogeintrag verfasst hätte...

Aber neee, da kommt schon noch was.

Also nicht aufhören zu lesen :)

Liebe Grüße

Bis bald...

„Frances“

BILDER

1. Kulinarische Köstlichkeiten im Hause Hirtzel (Enyas Gastfamilie)...SPÄTZLE o.O

2. Iris Geburtstagsfeier :)

3. Iris errät Geburtstagskäsekuchen

4. Mein Überraschungs - Geburtstagsfrühstück

5. Albert und seine Colasucht...kein Witz!

6. Geburtstagskerzen ausblasen (mit Samanta -- Albert's Adoptivschwester, die sich jetzt übrigens den Arm gebrochen hat^^)

7. Geburtstagsspieleabend bei Enya mit Iris und JoEl

8. Youth Meeting (jeden Montag) -- Diese Woche: Wie schneidert man ein Kleid?

9. Enya, Gloria und Nii :) (Alle im Chor)

10. Hochzeit von Doktor Irene + Mann

11. David (DD) --

12. Meine ghanaische Familie, oder ein Teil davon (Mama, Papa und Alex), in unserm Wohnzimmer

13. Mama in Action

14. Meine süßesten Deutschen :)

Jetzt sitze ich hier, in einem Restaurant am Flughafen in Accra. Es ist 11:58 und ich hab noch bis um 20:00 zu warten bis mein Flug nach Frankfurt über Kairo losgeht. Gerade eben, als ich angefangen hab zu tippen, ist mir nach den ersten zwei Sätzen aufgefallen, dass ich Englisch geschrieben hab. Musste grinsen...und nochmal anfangen ;)

Ich kann meine Gefühle gar nicht einordnen. Die letzten 2 Wochen waren recht stressig für mich, weil ich so viele Abschiedsgeschenke zu organisieren hatte. Aber ich hab alles unter einen Hut bekommen. Hab ein Backbuch für Jasper's Frau, Mary, designed, laminieren und binden lassen; eine Fotocollage für Albert und seine Adoptivschwester Samantha kreiert, Notizblöcke für 35 Mitglieder meines Chors mit Fotos beklebt und jedem von ihnen eine kleine handschriftliche Nachricht hinterlassen, ein großes Familienfoto ausgedruckt, einen passenden Rahmen machen lassen und noch so viel mehr...

Dann kommt noch das Packen hinzu, was bis zum letzten Tag eine Herausforderung war. Man bekommt auf den letzten Drücker noch so viele wunderbare Geschenke...sodass letztendlich ¾ meiner aus Deutschland nach Ghana gebrachten Klamotten in Ghana zurückbleiben werden. Jasper wird sie für mich in eines der Dörfer bringen und verteilen. Der Abschied von meiner Kirche war sehr emotional für mich, aber aus Gründen, die ich selbst nicht verstehe, sind weder dort am letzten Sonntag, noch gestern Abend daheim, Tränen gefallen. Ich kann bis jetzt nicht wirklich realisieren was passiert...Wie auch immer...als das Flugzeug von Tamale nach Accra abgehoben ist, nach dem Abschied von meiner Familie Ziame, hab ichs dann auch nicht mehr halten können...also die Tränen, hehe.

Bei meiner Abschiedsrede in der Kirche hab ich Gott gebeten zu übernehmen. Ich wollte die Leute berühren und ihnen klar machen, dass sie mir wirklich viel bedeuten. Und es hat funktioniert. Hier in Ghana ist Weinen etwas sehr heikles und nicht gerne gesehen. Trotzdem, 5 wunderbare, junge Damen aus meinem Chor haben mir im Nachhinein unabhängig von einander ihre feuchten Augen gestanden und mich mit gebrochener Stimme in die Arme genommen. Tamale wird immer ein Teil von mir sein. Ich werde diese Zeit nie vergessen und ich werde zurückkehren...wie oft und für wie lange weiß nur der da oben, aber ich bin höchst motiviert ;)

Ich hab schon ein paar meiner Liebsten nach Deutschland eingeladen und hoffe sehnlichst, dass sie bald möglichst Zeit und Geld haben werden um die Metropole Münchberg zu besuchen, die schönste Stadt Frankens.

Sooo...

Einer meiner Koffer hat ein Übergewicht von 2kg, das ist das nächste worum ich mich gleich kümmern muss und ich hab noch Geld zu wechseln...aber glücklicherweise hab ich ja jetzt einige Stunden Zeit.

Vielen Dank an alle, die meinen Blog verfolgt haben und die Motivation hatten ihn wieder und wieder aufzurufen, auch wenn ich sehr unstet geschrieben hab. Ich werde ihn hiermit nicht beenden, da ich wie gesagt weiterhin nach Ghana reisen werde und es aus diesem Land wirklich immer was zu erzählen gibt ;) Wenn ihr in Zukunft also mal hört, dass ich in Ghana bin oder war, könnt ihr hier mal nachschaun ob ich etwas Interessantes hinterlassen habe.

Hab noch eine letzte lustige Entdeckung gemacht:

Es gibt hier den Ausdruck „Borga“, der für eine Person steht, die unglaublich stolz und prahlerisch aus dem Ausland nach Ghana zurückkehrt. In früheren Zeiten trugen „Borga“ Hosen mit sehr hohem Bund und einem Gürtel, das Hemd in die Hose gesteckt...heutzutage tragen sie goldene Ketten um Hals und Handgelenk und machen wohl eher auf Hiphop-er … damals wie heute sind sie zumindest sehr darauf bedacht anderen zu zeigen, dass sie außerhalb Ghanas waren und jetzt andere Menschen sind, die sich zwanghaft versuchen abzusetzen...was die Ghanaer mit einer hochgezogenen Augenbraue einem Kopfschütteln und Belustigung beobachtet haben bzw. beobachten. Das Wort „Borga“ kommt von? – was denkt ihr? – sprecht das Wort aus und stellt euch dabei vor, dass jemand versucht Deutsch zu sprechen, aber einen ghanaisch-englischen Akzent hat.

–

Borga – Burger = ?

= Hamburger ;)

Viele Ghanaer sind nach der ghanaischen Unabhängigkeitserklärung 1953 raus in die Welt gegangen, scheinbar vor allem nach Hamburg. Warum genau dort hin weiß ich nicht. Das Wort „Borga“ ist hier so gebräuchlich, darüber wurden schon Lieder geschrieben :D

In diesem Sinne...bis wir uns in Deutschland wiedersehen ;)

Naawunti ti biao = Gott gehe mit dir (in Dagbani (Sprache der Northern Region))

Adwoa Nshira Frances

Bilder:

1. Meine Babysitting-Familie. Haysent, Albert und die kleine Samantha.

2. The Northern Voice - Das Magazin der Presbyterian Church of Ghana, an dem ich die letzten 3 Monate gearbeitet habe.

3. Meine ghanaische Familie -- leider ohne Sampson, dem kleinsten -- ansonsten: (von links nach rechts) Francis (17), Abigail (21), Papa (?), ich, Mama (?), Alex (32).